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Lot 192 Dα

Salongarnitur aus dem Besitz des Prinzen Wilhelm von Preußen

Auktion 1127 - Übersicht Berlin
06.04.2019, 11:00 - Preußen Auktion
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €

Salongarnitur aus dem Besitz des Prinzen Wilhelm von Preußen

Rahmen Mahagoni massiv, gepolstert, Bezüge aus gros point-Stickerei in Wolle. Ein dreisitziger Diwan mit drei Rückenkissen und sechs Stühle in Zargenrahmenkonstruktionen mit gedrechelten vorderen und geschweiften Vierkantbeinen hinten. Lehnen und Sitze gepolstert und bezogen mit Stickbildern, große Blumengebinde vor hellblauem Fond, die Zargen seitlich verkleidet mit großblumigen Bordüren. Gereinigt und restauriert, die roten Sitzbezüge später. Diwan Sitzhöhe 51,5, B 220, T 65 cm. Stuhl H 95,5 cm.
Berlin, um 1825/30, der Entwurf von Karl Friedrich Schinkel.

Laut Bestätigung von Prinz Clemens stammt die Garnitur aus dem Besitz des jüngsten Bruders König Friedrich Wilhelms III. von Preußen, Prinz Wilhelm (1783 - 1851) und dessen Frau Prinzessin Marianne von Hessen-Homburg (1785 - 1846). Nach deren Tod erbte die Tochter, Prinzessin Elisabeth, die mit Prinz Karl von Hessen verheiratet war, die Möbel. Deren Sohn, Prinz Heinrich von Hessen, vermachte sie seiner Ehefrau, der späteren Freifrau von Bassus. Die Garnitur stand damals in Schloss Sandersdorf bei Ingolstadt. Aus dem Nachlass seiner Tante, der Freifrau von Bassus, gelangte sie schließlich in den Besitz von Prinz Joseph Clemens von Bayern.

Prinz Clemens zufolge, stammen die Sitzmöbel aus dem Palais des Prinzen Wilhelm und seiner Gemahlin, womit wohl Schloss Fischbach im schlesischen Riesengebirge gemeint ist, das Prinz Wilhelm von Preußen 1822 erworben hatte. Ein Schinkel-Tischchen, das Prinz Clemens aus gleicher Provenienz besaß, ist auf einem Aquarell des „Stickereizimmers“ in Schloss Fischbach zu sehen. Im Inventar von 1852 ist das Stickereizimmer als Wohnzimmer „Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Elisabeth“ ausgewiesen. Vermutlich übernahm die älteste Tochter von Prinzessin Marianne bald nach dem Tod ihrer Mutter diese sowie die im Nordflügel anschließenden Räume für sich und ihren Mann, Prinz Karl von Hessen. Zuvor hatte dieser Bereich ihrer Mutter als privates Arbeitskabinett und Schlafzimmer gedient. Die Stickereien, die dem Zimmer seinen Namen gaben und es von allen anderen des Schlosses abheben, wurden vermutlich von Prinzessin Marianne und ihren Hofdamen selber gefertigt. Seit dem frühen 18. Jahrhundert war es nicht nur in Preußen üblich, dass die Damen des Hofes Teile der textilen Zimmerausstattungen wie Möbelbezüge, Kaminschirme oder Wandbespannungen selbst anfertigten; Vorlagenblätter für Stickereien auch von schlesischen Verlagen haben sich im Archiv von Fischbach erhalten.

1822 konnte Prinz Wilhelm von Preußen durch den Erwerb des Schlosses Fischbach einen langjährigen Wunsch seiner Frau Marianne erfüllen. Bereits 1814 hatte sie den Ankauf des Renaissanceschlosses angestrebt, das nach mehreren Besitzerwechseln zur Disposition stand und ohne Wissen ihres Mannes sogar ihren Schwager, Friedrich Wilhelm III. gebeten, seinem Bruder das Schloss als Anerkennung für seine Verdienste in den Befreiungskriegen zu schenken. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1846 hielt sich die Prinzessin gemeinsam mit ihrer Familie fast jedes Jahr für etliche Monate, zumeist von Juli bis kurz vor Weihnachten, in Schlesien auf.

Provenienz

Prinz Joseph Clemens von Bayern (1902–1990), Urenkel König Ludwigs I. von Bayern.

Literaturhinweise

Vgl. Kat. Interieurs der Biedermeierzeit. Zimmeraquarelle aus fürstlichen Schlössern im Besitz des Hauses Hessen, Eichenzell 2004, S. 145.