Eduard Gaertner - Ansicht der Katharinenkirche in Brandenburg an der Havel - image-1

Lot 221 Dα

Eduard Gaertner - Ansicht der Katharinenkirche in Brandenburg an der Havel

Auktion 1127 - Übersicht Berlin
06.04.2019, 11:00 - Preußen Auktion
Schätzpreis: 70.000 € - 90.000 €
Ergebnis: 106.250 € (inkl. Aufgeld)

Eduard Gaertner

Ansicht der Katharinenkirche in Brandenburg an der Havel

Öl auf Leinwand. 77 x 125,5 cm.
Signiert und datiert unten rechts: E. Gaertner 1868.

Auf drei Gemälden hat Eduard Gaertner die berühmte Katharinenkirche von Brandenburg mit ihrer unverwechselbaren Fronleichnamskapelle festgehalten. 1868 entstand als erstes Bild unsere Fassung, 1870 eine zweite, heute in der Staatlichen Galerie Moritzburg Halle befindliche, und als dritte, die 1872 datierte Version im Besitz des Berliner Stadtmuseums, die eines seiner letzten nachgewiesenen Gemälde ist. Die Entstehungsgeschichte dieser Bilder und insbesondere die unserer ersten Fassung ist zurückzuführen auf die langjährige Freundschaft des Berliner Vedutenmalers mit dem Charlottenburger Tonwarenfabrikanten Ernst March. Nach dessen Tod führten seine Söhne Paul und Emil das Unternehmen mit großem Erfolg weiter. Als sichtbarer Ausdruck der Unternehmensexpansion wurde in den Jahren 1866/67 eine repräsentative Villa auf dem Fabrikgelände errichtet, wo unser lünettenförmiges Bild eingebaut war.
Das Interesse der beiden March Söhne an der Katharinenkirche wiederum, ein bedeutendes Beispiel norddeutscher Backsteingotik, hat eine durchaus plausible Erklärung. Die Kirche erfuhr nämlich in den Jahren 1864/65 eine tiefgreifende Sanierung und Restaurierung, für die große Mengen an Ziegeln sowie gegossene Tonskulpturen benötigt wurden. Es war somit nicht nur ein lukrativer, sondern auch ein künstlerisch anspruchsvoller Auftrag für das Unternehmen (siehe A. Cante und G. Kopping: Die Katharinenkirche in Brandenburg an der Havel, Potsdam 1996).
Zuletzt ist 1922 in der Dissertation von W. Schmidt (op.cit) unser Bild in der Villa March dokumentiert (siehe auch: A. Wolf: Studien zur Tonwarenfabrik March, Berlin 1990). Danach hatten sich die Spuren verloren, denn es kam nicht wie andere Objekte aus der Villa in das Märkische Museum, sondern verblieb in Privatbesitz bis zum heutigen Tag. Erstaunlicherweise hat es Irmgard Wirth, trotz überlieferter Abbildung und Beschreibung, in ihrer Monographie zu Eduard Gaertner nicht erwähnt (I. Wirth: Eduard Gaertner. Der Berliner Architekturmaler, 1979).
In ihrer Komposition sind sich die Fassungen sehr ähnlich. Sie zeigen in Diagonalansicht die Nordseite von Kirchenschiff und Chor mit der 1430 vorgelagerten, äußerst filigran gegliederten Fronleichnamskapelle. Links öffnet sich der Blick auf die beschauliche Stadt mit dem Rathausturm im Hintergrund. Auch die Staffage und die Bäume, die die Komposition rahmen, weichen nur geringfügig voneinander ab.

Provenienz

Villa March (Tonwarenfabrikanten) in Berlin Charlottenburg zumindest bis 1922.
Süddeutscher Privatbesitz.

Literaturhinweise

W. Schmidt: Eduard Gaertner. Sein Leben und sein künstlerischer Entwicklungsgang, Phil. Diss. Berlin 1922, S., S. 97-99. - D. Bartmann (Hg.): Eduard Gaertner, Berlin 2001 (Ausstellungskatalog), S. 338 u. S. 411.