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Lot 1 Dα

Teller mit Medusenhaupt in Mikromosaikmalerei

Auktion 1128 - Übersicht Berlin
06.04.2019, 17:00 - The Twinight Collection II
Schätzpreis: 6.000 € - 8.000 €

Teller mit Medusenhaupt in Mikromosaikmalerei

Porzellan, Aufglasurdekor in Sepiacamaieu, Seladonfond, radierte matte und glänzende Vergoldung, rot und braun konturiert. Modell 1103, konisch. Auf dem Seladonfond in Spiegelmitte das Medaillon mit dem Motiv des Gorgoneion. Um das Steigbord ein goldradierter Laufender Hund. Um die Fahne 24 trapezoide Segmente mit Zeptermotiven und Arabesken im Rapport. Blaumarke Zepter mit hellblauem Unterstrich, braune Raute, Presszeichen und geritzt III. D 24,1 cm.
Berlin, KPM, 1803 - 13.

Der von Perseus abgeschlagene Kopf der Gorgo Medusa erlangte seine Berühmtheit dadurch, dass Athene ihn auf der Mitte ihres Schildes platzierte. So zierte das den Todesschreck visualisierende Haupt üblicherweise die Darstellungen der griechischen Schutzgöttin.
Es gibt zahlreiche unterschiedliche Vorlagen und Darstellungen dieses Motivs, auf Tongefäßen, Münzen, Türverkleidungen, in Mosaik, als Schmuck und als Wandmalerei in Pompeji. Der deutsche Archäologe Adolph Furtwängler hatte im 19. Jahrhundert drei Typen unterschieden: das archaische Gorgonenhaupt, das Mittlere und das Schöne. Als Vorlage für diese Mikromosaikmalerei gilt der "schöne Typus", mit Gesichtszügen von makelloser Schönheit, die den Betrachter nicht zu Stein erstarren sondern in Bewunderung fallen lassen. Der Typus geht vermutlich auf den griechischen Bildhauer Phidias (5. Jh.v.Chr.) zurück. Ihm folgen die Medusa Wallraf (heute Römisch-Germanisches Museum Köln) und die Medusa Rondanini (heute in der Glyptothek München). Beide Gorgonenhäupter befanden sich zum Zeitpunkt der Produktion des Tellers noch in Rom. Der Kölner Kanonikus Franz-Ferdinand Wallraf erwarb sein Gorgoneion 1818/20 vom römischen Kunsthändler Gaetano Giorgini, das Münchner Exemplar wurde 1814 von Ludwig I. in Italien erworben. Möglicherweise hat auch Canovas spektakuläre Skulptur des triumphierenden Perseus von 1800/1801 (heute Vatikanische Museen) zusätzlich zur Bekanntheit des Motivs in der Zeit beigetragen. Der Maler und Gestalter des Berliner Tellers nimmt die zeitgenössische Begeisterung für die Gorgo Medusa auf und schafft eine kleine Design-Inkunabel, die bis in die Mode des späten 20. Jahrhunderts hinein mit Todesblick und Schlangenhaar fasziniert.

Provenienz

Bolland & Marotz Bremen am 15. Dezember 2007, Lot 106.

Literaturhinweise

Zur Ikonographie s. Karoglou, Dangerous Beauty. Medusa in Classical Art, The Metropolitan Museum of Art Bulletin, Winter 2018.