Lot 793 D α

Großer rotfiguriger Glockenkrater des "ornate style"

Auktion 1131 - Übersicht Köln
17.05.2019, 10:30 - Kunstgewerbe
Schätzpreis: 10.000 € - 15.000 €

Großer rotfiguriger Glockenkrater des "ornate style"

Rötlicher Ton, schwarzer Schlickerdekor. Ungebrochen. Manteljüngling mit Schale, gefolgt von einer Frau mit Zweigen und Tympanon. Verso zwei junge Manteljünglinge. Die Szenen gesockelt auf einem umlaufenden Mäanderband, unterbrochen von Zierplatten. Unter dem Lippenrand ein umlaufender Lorbeerzweig. Unter den Henkeln große Palmetten. H 40, D ca. 40 cm.
Apulisch, wohl um 360 - 340 v. Chr.

Der Beginn der rotfigurigen Malerei in Süditalien wird im dritten Viertel des 5. Jh. v. Chr. datiert. Bis dato haben die griechischen Kolonisten ihre Vasen und Gefäße importiert. Adolf Furtwängler war der erste Archäologe, der schon 1893 eine Produktion in Süditalien vermutete. Den Beweis dafür erbrachte aber erst eine Grabung 1973 in Metapont, im Golf von Tarent, wo große Gefäßscherben einer hervorragenden Qualtität gefunden wurden. Möglicherweise hat die Pest von 430 v. Chr. die Töpfer veranlasst, Athen zu verlassen, evtl. aber auch die immer drastischeren Zustände in der Stadt im Verlauf des Peloponnesischen Krieges, der 404 v. Chr. von Athen verloren wurde. Jedenfalls entwickelte sich als Folge dieser Ereignisse eine floriende rotfigurige Produktion in Unteritalien, die der neuseeländische Wissenschafter Arthur D. Trendall seit 1936 sukzessive als Lebenswerk publizierte, teilweise zusammen mit Thomas Bertram Lonsdale Webster und Alexander Cambitoglou.

In der Zeit, in der unser Glockenkrater datiert ist, entwickelte sich das Zwischenglied des Mäanders zum "eigentlichen apulischen Ornament", einem geviertelten Quadrat mit je einem Punkt in jedem der vier Kästchen. Die Einfarbigkeit und die Zweifigurenkomposition verweisen noch auf den "plain style", aber hier sind schon zusätzliche vegetabile und ornamentale Motive eingefügt.

Provenienz

Sammlung Baurat Schiller, Berlin, verst. Lepke Berlin am 19. und 20. März 1929, Lot 411 (Beschreibung vertauscht mit Lot 411).
Verst. Gerda Bassenge, Berlin, 21. Auktion 1973, Lot 2685.

Literaturhinweise

Verst. Kat. der Sammlung Baurat Schiller, verfasst von Prof. Dr. Robert Zahn, 1929, S. 131.
Vgl. Trendall, Rotfigurige Vasen aus Unteritalien und Sizilien, Mainz 1991, Abb. 162/163, ein sehr ähnlicher Krater, dem Snub-Nose-Maler zugeschrieben.