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Lot 1039 Dα

Bedeutender datierter Münsteraner Mörser

Auktion 1131 - Übersicht Köln
17.05.2019, 17:00 - Highly Important Mortars from the Schwarzach Collection
Schätzpreis: 15.000 € - 20.000 €
Ergebnis: 27.280 € (inkl. Aufgeld)

Bedeutender datierter Münsteraner Mörser

Goldbrauner Bronzeguss, rauchfarbene Naturpatina. Konisch, auf massiver Basis, der Lippenrand leicht stufig ausgestellt. Drei Horizontalbänder mit Akanthus, mittig ein gerollter Wappenschild mit Ligaturinitialen "NI" bzw. "TBI" (evtl. spätere Gravur). Um den Lippenrand in Versalien beschriftet: "ALLE DINCK VORGEIT GADES WORT BLIFT IN EWICHEIT MDLIX IOANNES ALTHENA". Um die Basis spätere Gravur: "JOHN BARLOWE INGELANDER ELSKD CALTDBOS GE GOEF T HAB". Als Handhaben zwei vollplastische, fein ziselierte Köpfe bärtiger Männer. H 18,5, D 17 cm. Gewicht 4,0 kg.
Werkstatt Bernd Schmedding, zugeschrieben, 1559.

Der Besteller, Johannes Althena hat sich als Spruch auf seinem Mörser das Bibelzitat aus Jesaja 40,8 gewünscht, dessen Inhalt und Formulierung vermuten lassen, dass er ein Anhänger der Reformation war. Die Gravur um die Basis verrät uns den Namen des späteren Erwerbers, den Engländer John Barlow, der mit der Münsteranerin Elsa Kattenbusch verheiratet war. 1598 wurde das Londoner Hansekontor von Königin Elisabeth I. geschlossen, eine Reaktion auf die Ausweisung englischer Kaufleute aus Deutschland, die Kaiser Rudolf II. 1597 bestimmt hatte. Die königlichen bzw. kaiserlichen Erlasse zwangen viele Kaufleute, in ihre Heimat zurückzukehren. John Barlow entschied sich, zu seiner Frau nach Münster zu ziehen, wo er über deren Familie in den Besitz des Mörsers kam.
Die Zuschreibung an den Gießer Bernd Schmedding wurde möglich durch eine von Max Geisberg publizierte Quelle zu den Münsteraner Gelbgießern, die Wilhelm Elling erwähnt: In den relevanten Jahren wird Bernd Schmedding als Gildemeister der Gelbgießer in Münster genannt. In seiner Werkstatt wurden auch Glocken und Kanonen hergestellt. Und von ihm stammt mit großer Wahrscheinlichkeit auch dieser Mörser.
Nun steht mit dieser Zuschreibung vielleicht auch die anderer Mörser zur Diskussion, die diesem Typus entsprechen, und von denen Wolfgang Hömberg zwei in seiner Monographie publizierte. Dazu zählen z.B. ein Mörser mit demselben Bibelzitat und gleicher Architektur aus dem Westfälischen Landesmuseum in Münster (1561) und ein Mörser mit Türkenkopfhandhaben und gleichem Wappenschild aus dem St. Annen-Museum in Lübeck (1577).

Provenienz

Privatsammlung England.
Privatsammlung Essen.
Privatsammlung Westfalen.

Literaturhinweise

Abgebildet und besprochen bei Elling, Ein Mörser von 1559 kehrte aus England zurück, in: Biographische Skizzen, Vreden 2000, S. 300 ff.
Vgl. Hömberg, Der norddeutsche Mörser im Zeitalter von Gotik und Renaissance, Stuttgart 1983, Kat. 59 und 72.