Jan Brueghel d. Ä. - Dorfstraße mit tanzenden Bauern - image-1

Lot 1221 Dα

Jan Brueghel d. Ä. - Dorfstraße mit tanzenden Bauern

Auktion 1132 - Übersicht Köln
18.05.2019, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 230.000 € - 300.000 €
Ergebnis: 359.600 € (inkl. Aufgeld)

Jan Brueghel d. Ä.

Dorfstraße mit tanzenden Bauern

Öl auf Kupfer. 11 x 16 cm.
Signiert und datiert unten links: 1609. BRVEGHEL.

Als ein "Kleinod auf Kupfer“ bezeichnet Dr. Klaus Ertz das uns vorliegende Werk in seinem im Jahr 2008 erschienenen Kritischen Katalog der Gemälde Jan Brueghels des Älteren.
Es bildet den Höhepunkt der Jan'schen Fluchtpunktkonstruktion. In ganzer Bildbreite vom Vordergrund aus anlaufend, entfaltet sich die Dorfstraße in den Bildraum hinein. Der orthogonale Tiefenzug wird weder durch Unterbrechungen, noch durch seitliche Nebenrichtungen beeinträchtigt. Die Staffage verkleinert sich in richtigem Verhältnis, die Abgrenzungen der Fluchtpunktkonstruktion bilden die Häuser und dörflichen Motive rechts und links des Weges. Durch den Einsatz partieller Häuserlücken, die Raum für die Vegetation lässt sowie einzelne Staffagefiguren und die Wiedergabe frei laufender Tiere erzeugt Jan Brueghel ein realistisch anmutendes Bild einer flämischen Dorfstraße des 17. Jahrhunderts.
Der besondere Zauber, der von dieser sehr gut erhaltenen Kupfertafel ausgeht, liegt in der Feinheit der Ausführung, die jedes winzige Detail abbildet. Wie in einem Bilderbuch entdeckt der Betrachter bei jedem Blick auf das kleinformatige Gemälde ein weiteres kleines Bildelement - z. B. den Hahn, der sich unter dem abgestellten Pferdekarren versteckt hat, oder das kleine Kind, welches dem Vater mit ausgestreckten Armen nachläuft, der gerade zwei schwer befüllte Tonkrüge fortträgt. Schwalben und Tauben, Enten und Hühner scharen sich in kleinen Gruppen auf verschiedenen Bildebenen. Kleine Ferkel, die in der Ferne der Dorfstraße nur noch grau-grünlich erscheinen, sind auf der Futtersuche. Den inhaltlichen Mittelpunkt des Werkes bilden jedoch die tanzenden, plaudernden und ihrer Arbeit nachgehenden Bauern in ihrer farbenfrohen Kleidung.
Die kleine malerische Kostbarkeit weist neben einer bemerkenswerten Provenienz, welche sich bis 1748 zurückverfolgen lässt, auch einen hervorragenden Erhaltungszustand auf.

Provenienz

Vor 1748 Kurfürstliche Galerie, München. - 1748 in der kurfürstlichen Sammlung von Schloss Schleißheim. - 1911 in der Sammlung der Alten Pinakothek, München. - Schweizer Privatsammlung. - Von den heutigen Besitzern 1987 in der Koetser Gallery, Zürich erworben. - Seitdem in westdeutscher Privatsammlung.

Literaturhinweise

Ertz, Klaus: Jan Brueghel der Ältere (1568-1625). Die Gemälde mit kritischem Oeuvrekatalog, Köln 1979, S. 62, Abb. 32, S. 590-591, Nr. 197. - Ertz, Klaus u. Nitze-Ertz, Christa: Jan Brueghel der Ältere. Die Gemälde, Bd. 1, Lingen 2008, S. 354, Nr. 172, S. 356, Abb. 172.