Jan van Goyen - Landschaft mit einem altem Schloss und Türmchen - image-1

Lot 1229 Dα

Jan van Goyen - Landschaft mit einem altem Schloss und Türmchen

Auktion 1132 - Übersicht Köln
18.05.2019, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 50.000 €
Ergebnis: 62.000 € (inkl. Aufgeld)

Jan van Goyen

Landschaft mit einem altem Schloss und Türmchen

Öl auf Holz. Durchmesser 33,5 cm.
Signiert und datiert unten Mitte: I V Goyen [...] 24.

Das vorliegende Gemälde zeigt eine von kräftigen Grün- und Brauntönen dominierte Landschaft auf einer runden Holztafel. Etwa die Hälfte der Bildfläche nimmt ein bewölkter Himmel ein, ein hochaufragender Baum teilt die Bildfläche auch vertikal in zwei annähernd gleich große Bereiche. Verschiedene alte Gebäude rahmen einen diagonal durch den Bildraum verlaufenden Fluss. In Booten und einem bis an den unteren Bildrand führenden Weg am rechten Ufer beleben nicht weniger als 17 Personen die Szenerie, besonders prominent ins Bild gesetzt sind ein Reiter in prächtiger Kleidung und eine zweispännige Kutsche, in der sich weitere Personen befinden mögen.
Mit der teils schwer zu entziffernden Datierung [16]24 passt unser Gemälde perfekt in das Frühwerk des Jan van Goyen, einem der wichtigsten und innovativsten Landschaftsmaler des holländischen Goldenen Zeitalters. Nach kurzen Lehrzeiten bei mehreren, heute kaum bekannten Meistern sowie einer zweijährigen Lehrzeit beim ebenso wenig bekannten Willem Gerritsz in Hoorn reiste van Goyen für ein Jahr nach Frankreich. Nach seiner Rückkehr schloss er sich in Haarlem dem Atelier des Esaias van de Velde an, der ihm die entscheidenden Anregungen für die Entwicklung seines Stils in der ersten Hälfte der 20er Jahre vermittelte. In dieser Zeit entstanden kleinformatige Landschaftsgemälde, die sich, häufig paarweise, der Wiedergabe dörflicher Szenen im Sommer wie im Winter widmeten, und in die sich auch das vorliegende Werk nahtlos eingliedern lässt. Zwei im Vergleich zu unserem Gemälde exakt gleich große, ebenfalls runde Pendant-Darstellungen mit einer Winter- und einer Sommerszene befinden sich im Amsterdamer Rijksmuseum (Inv.-Nr. 991-A5 und 991-A6) und sind 1625, also ein Jahr nach unserem Gemälde datiert. Nur kurze Zeit später, ab 1626/27 wandte sich van Goyen von dem Vorbild van de Veldes ab und entwickelte, gleichzeitig mit Salomon van Ruysdael und Pieter de Molijn, die monochrome Landschaft mit einer diagonal angelegten Komposition und einer tiefen Horizontlinie. Bei unserem Gemälde handelt es sich dagegen noch um ein bedeutendes Beispiel für das Frühwerk des Jan van Goyen.

Provenienz

Auktion F. Muller, Amsterdam, 28.11.1911, Lot 23. - Auktion F. Muller, Amsterdam, 28.11.1916, Lot 44 (für 1.400 fl. an Jacques Goudstikker). – Galerie Goudstikker, Amsterdam. – Sammlung P. Smidt van Gelder, Nieuwsluis. – Privatsammlung Wien, 1986. – Privatsammlung Zürich. - David Koetser Gallery, Zürich, 2001. – Deutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

Cornelis Hofstede de Groot: Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts, Band 8. Esslingen und Paris 1923, S. 85, Nr. 348. – Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Oeuvreverzeichnis, Bd. 2, Amsterdam 1973, S. 55, Nr. 105a. - Hans-Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Ein Oeuvreverzeichnis, Bd. 3, Doornspijk 1987, S. 150, Nr. 105a (mit Abb.).