Jacopo Amigoni - Madonna mit Kind und Johannesknaben - image-1

Lot 1296 Dα

Jacopo Amigoni - Madonna mit Kind und Johannesknaben

Auktion 1132 - Übersicht Köln
18.05.2019, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 60.000 €

Jacopo Amigoni

Madonna mit Kind und Johannesknaben

Öl auf Leinwand (doubliert). 88 x 68 cm.

Jacopo Amigoni war einer der einflussreichsten Vertreter der europäischen Rokokomalerei - in Deutschland wurde die venezianische Malerei seiner Zeit insgesamt als „stile Amigoni“ bezeichnet. Geburtsjahr und -ort des Künstlers sind aufgrund fehlender Quellen nicht sicher nachweisbar. In der Literatur werden abwechselnd Venedig und Neapel genannt, während Peter O. Krückmann jüngst auch die Lombardei vorgeschlagen hat (Von Venus beschützt. Jacopo Amigonis Fresken im Neuen Schloss Schleißheim, München 2011, S. 25). Gesicherte Nachrichten haben wir erstmals 1711, als Amigoni in der „Fraglia“ der Maler Venedigs mit dem Zusatz „fora di Venezia“ (außerhalb von Venedig) genannt wird. Ab 1717 nimmt Amigoni die für Freskenmaler übliche Reisetätigkeit auf, die ihn an die bedeutendsten Höfe Europas führen sollte. Ab 1717 ist er in Bayern für den Kurfürsten Max Emanuel und das Benediktinerstift Ottobeuren tätig, von 1729 bis 1739 hält er sich in England auf, 1736 finden wir den Künstler in Paris und ab 1747 arbeitet Amigoni schließlich in Madrid, wo er fünf Jahre später auch sterben sollte.
Neben Fresken führte Amigoni zahlreiche Tafelgemälde aus, darunter mythologische und religiöse Historien sowie Portraits, u.a. von Zar Peter I. von Russland und dem Kastratensänger Carlo Maria Broschi, gen. Farinelli. Das Thema der Madonna mit Kind gehört zu den beliebtesten Sujets des Künstlers im Bereich der religiösen Malerei, das er in mindestens 15 Versionen umgesetzt hat. Wesentlich rarer sind dagegen die Ausführungen, in denen Amigoni die Gruppe um die Darstellung des Johannesknaben erweitert. Hier lassen sich neben dem vorliegenden Gemälde bislang lediglich zwei weitere Werke nachweisen, die sich in München (Alte Pinakothek) und Bordighera (Slg. Terruzzi) befinden. Dario Succi hat unser Gemälde auf die späten 20er Jahre des 18. Jahrhunderts datiert und damit auf die Zeit kurz vor oder nach seiner Übersiedelung nach England, „als Amigoni, nachdem er die barocke Chiaroscuro-Malerei der bayerischen Zeit überwunden hatte, eine größere Ausdrucksfreiheit in der Eleganz der Formen, der Poetik der Gefühle und im brillanten Kolorit erreichte.“ (Succi, a.a.O., S. 79, „quando Amigoni, superata la fase del chiaroscuro barocco del periodo bavarese, raggiunge una maggiore libertà espressiva nella eleganza delle forme, nella poetica dei sentimenti, nel brillante cromatismo.“).

Literaturhinweise

Dario Succi: Il fiore di Venezia. Dipinti dal Seicento all’Ottocento in collezioni private, Azzano Decimo 2014, S. 79, Nr. 45.