Jacob Philipp Hackert - Blick auf die Seine bei Caudebec-en-Caux - image-1

Lot 1303 Dα

Jacob Philipp Hackert - Blick auf die Seine bei Caudebec-en-Caux

Auktion 1132 - Übersicht Köln
18.05.2019, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 44.640 € (inkl. Aufgeld)

Jacob Philipp Hackert

Blick auf die Seine bei Caudebec-en-Caux

Öl auf Leinwand (doubliert). 31 x 43 cm.
Signiert und datiert unten rechts: Jacq: Phil: Hackert. pinx: 1767.

Es ist nicht bekannt, an wen Hackert das vorliegende Gemälde verkaufte, doch befand sich ein Bild Hackerts mit dem Titel „Vûe du côté de Caudebec en Normandie“ vor dem 9. März 1779 im Besitz eines „Monsieur de Peters“, zu identifizieren mit dem Maler Johan Anton de Peters (1725-1795). De Peters lebte seit 1756 in Paris und war auch mit dem deutschen Kupferstecher Johann Georg Wille (1715-1808) bekannt, über den er Hackert kennengelernt haben könnte; er betätigte sich auch als Kunsthändler. Am 9. März 1779 wurde das Bild aus de Peters Sammlung im Pariser Auktionshaus von Pierre Remy und Pierre François Basan verkauft und für 150 livres von dem Marquis Charles-Jean Goury de Champgrand (1732-1799) erworben. Hier wird es sich entweder um das vorliegende Gemälde oder um sein durch Jacques Aliamets (1726-1788) zweite Radierung dokumentiertes Pendant gehandelt haben (Exemplare der Radierung und ihres Pendants befinden sich in Zürich, Kupferstichkabinett). Champgrand, der in den 1780er Jahren in Paris als Kunsthändler tätig war, veräußerte das Gemälde sodann am 21. Februar 1780 an einen unbekannten Kunden; im entsprechenden Auktionskatalog wird der Titel präzisiert „une vue des environs de Caudebec, enrichie de diverses figures“. Danach gelangte das Bild in unbekannten Privatbesitz.
Das Gemälde besticht sowohl durch die ausgewogene Komposition als auch durch die malerische Gestaltung: Während ein Teil der Steilwand in goldenes Sonnenlicht getaucht ist, setzen dunklere Wolken am oberen Bildrand einen dramatischen Akzent und deuten eine Wetteränderung an. Sämtliche Details wurden liebevoll ausgearbeitet, und es kann davon ausgegangen werden, dass die kleinen, an das Kliff gebauten Fischerhäuser, die Boote und die arbeitenden Fischer im Hintergrund der Realität entsprechend wiedergegeben wurden. Auffallend ist schließlich der alte Baum am linken Bildrand, dem noch einige belaubte Äste entsprießen und der von Efeu umrankt wird: hier manifestiert sich bereits Hackerts großes botanisches Interesse für Bäume, das in den italienischen Jahren zu seiner Spezialisierung auf das „Baum-Porträt“ führen wird.
Abschließend lässt sich feststellen, dass das vorliegende Gemälde Hackerts bereits 1767 erreichte künstlerische Reife belegt. Es handelt sich um eine sehr wichtige Bereicherung seines französischen Frühwerks.

Zertifikat

Dr. Claudia Nordhoff, Rom, 23.2.2019.

Provenienz

Möglicherweise: Bis zum 9. März 1779 im Besitz des Malers Johan Anton de Peters (1725-1795), Paris. - Auktionshaus Pierre Remy und Pierre François Basan, Paris, 9.3.1779. - Dort vom Kunsthändler Marquis Charles-Jean Goury de Champgrand (1732-1799) erworben. - Am 21.2.1780 von Champgrand an einen unbekannten Kunden verkauft.- Unbekannter Privatbesitz.

Seit drei Generationen in hessischem Familienbesitz.

Literaturhinweise

Allgemeine Literatur zu Hackert: Claudia Nordhoff/Hans Reimer: Jakob Philipp Hackert 1737-1807. Verzeichnis seiner Werke. 2 Bände, Berlin 1994. – Thomas Weidner: Jakob Philipp Hackert. Landschaftsmaler im 18. Jahrhundert, Berlin 1998. - Cesare de Seta/Claudia Nordhoff: Hackert, Neapel 2005. – Ausstellungskatalog: Jakob Philipp Hackert, la linea analitica della pittura di paesaggio in Europa, hg. v. Cesare de Seta, Caserta, Schloss, 2007. – Ausstellungskatalog: Jakob Philipp Hackert. Europas Landschaftsmaler der Goethezeit, hg. v. Andreas Stolzenburg, Weimar, Neues Museum/Hamburg, Kunsthalle, 2008. – Claudia Nordhoff (Hg.): Jakob Philipp Hackert, Briefe (1761-1806), Göttingen 2012.