Josef Mangold - Weiblicher Akt am Fenster mit Blume - image-1

Lot 282 Dα

Josef Mangold - Weiblicher Akt am Fenster mit Blume

Auktion 1134 - Übersicht Köln
31.05.2019, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 35.000 € - 38.000 €
Ergebnis: 78.120 € (inkl. Aufgeld)

Josef Mangold

Weiblicher Akt am Fenster mit Blume
Um 1928

Öl auf Holz 54,4 x 46,3 cm Gerahmt. Unten links in einer gemalten Kartusche grau signiert 'Jos. Mangold' und rückseitig u.a. von fremder Hand mit dem Enstehungsjahr "1928" beschriftet. - Die äußersten Ränder rahmungsbedingt etwas berieben, teils retuschiert.

Stillleben wie Josef Mangolds Bildkomposition der Neuen Sachlichkeit sind als dekoratives Sujet in der Malerei der 1920er Jahre sehr geschätzt.
Mit einer gewissen Nüchternheit im Blick auf das Dargestellte schildert der Künstler eine ungewöhnliche Szene in einem statisch festgefügten Bildaufbau. Eine nahezu glatte Faktur hinterlässt keine Spuren, gibt kaum Möglichkeiten einer emotionalen Strukturierung. Im Gegenteil, der Maler umgeht weitgehend eine tiefenräumliche Entwicklung der Erzählung; allein der Ausblick in die Landschaft öffnet partiell den hermetisch geschlossenen Raum. Hier sehen wir eine surreale Landschaft in klaren Grün- und Blautönen hinter dem eigentlichen Blick auf die deutlich in Szene gesetzte Glasvase mit einer altrosafarbenen Tulpe im leicht trüben Wasser auf der Fensterlaibung. Mangold, der mit der „Rheinischen Sezession“ und mit der „Rheingruppe“ ausstellt, zitiert hier ein gängiges Bildtopos großartiger Renaissanceporträts mit detailliertem Ausblick in eine Landschaft zumeist in ikonographischem Bezug zu dem Dargestellten. In diesem Fall belebt der zum Dreivierteltorso reduzierte Akt in tugendhafter Haltung, jede auch nur zu ahnende Personalisierung vermeidend, den Innenraum. In aktuellem Kurzhaarschnitt frisiert und unbekleidet, betrachtet die junge Frau von makellosem Wuchs ‚stilgerecht' eine anemonenartige Blüte in ihrer Hand. Mit meisterhaft eingesetzter Maltechnik reduziert Mangold das Narrative zugunsten eines stilisierten Bildeindrucks. Das Zeichnerische wird unterstrichen, ohne die Details allzu sehr in den Vordergrund zu spielen, etwa durch Verdichtung der angrenzenden Farbwerte bei gleichzeitigem Verzicht auf Konturen. Mit dem Ausschnitthaften dieser Szene erhöht der Künstler den Focus auf einen methaphorisch inszenierten Raum mit symbolischer Andeutung. Und dennoch bleibt der magisch vorgetragene Ausschnitt eine reine Erfindung, eine traumhaft wirkende Illusion.

Provenienz

Familie Staatsrat v. Raumer (rückseitige Beschriftung); Lempertz, Auktion Moderne Kunst 1051, 29.5.2015, Lot 325; Privatsammlung Österreich