Willi Baumeister - Maler und Modell - image-1
Willi Baumeister - Maler und Modell - image-2
Willi Baumeister - Maler und Modell - image-3
Willi Baumeister - Maler und Modell - image-1Willi Baumeister - Maler und Modell - image-2Willi Baumeister - Maler und Modell - image-3

Lot 289 D

Willi Baumeister - Maler und Modell

Auktion 1134 - Übersicht Köln
31.05.2019, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 100.000 € - 120.000 €

Willi Baumeister

Maler und Modell
1942

Öl mit Kunstharz auf Malkarton 45,3 x 53,3 cm Gerahmt. Unten rechts in die frische Farbe gekratzt signiert 'Baumeister' sowie rückseitig in die Farbe der überstrichenen Komposition vermutlich datiert '25342'. - Rückseitig mit einer verworfenen Komposition. Der Oberrand mit unauffälligen winzigen Bestoßungen.

In den Werkverzeichnissen unter den Einzelbildern geführt, nimmt Baumeisters Gemälde „Maler und Modell“ einen solitären Platz ein und lässt sich weder motivisch noch stilistisch in eine seiner Serien einreihen. Obgleich einzelne Elemente wie etwa die Malerpalette oder die ovaloiden Formen bereits in früheren Werken zu finden sind, ist die Komposition neu. Der Bildraum, zweigeteilt in Schwarz und Weiß, bildet die Folie für skulptural aufgesockelte Figuren - links der Maler, rechts das Modell -, die nochmals wie mit einem Nimbus farbig hinterfangen sind. Als verbindendes Glied dienen Palette und Staffelei, die in einem interessanten Vexierspiel von Fläche und Raum begriffen sind. Auch die Oberflächengestaltung des ohnehin trockenen Farbauftrags wechselt zwischen glatt und rauh gespachtelt. Zeichenhaftigkeit und Farbbeschaffenheit erzeugen Allusionen an prähistorische Wandmalereien. Zu Beginn der 1930er hatte Baumeister einen Vortrag über die Altamirahöhle besucht, ein Interesse, welchem er auch während seiner 1936 einsetzenden Tätigkeit für den Wuppertaler Farbenfabrikanten Kurt Herberts nachgehen und antike Malverfahren erforschen kann. Herberts gab u.a. Oskar Schlemmer und Willi Baumeister, der ab 1941 Ausstellungsverbot in Deutschland erhielt, die Möglichkeit zur Fortsetzung ihrer künstlerischen Tätigkeit. Baumeisters Faible für antike Artefakte schlägt sich auch in einer eigenen Sammlung frühzeitlicher außereuropäischer und griechischer Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände nieder. Hinsichtlich der Formfindung unseres Gemäldes „Maler und Modell“ erscheinen besonders eine kleine Osiris-Figur und ein kykladisches Idol interessant, beide seit 1940 in der Sammlung Baumeister (s. Vergleichsabb.). „was ich an alter kunst liebe, das ist die kunst der aegypter, […] die ganz frühe kunst der griechen und die aller älteste kunst der steinzeit“, beschreibt der Maler in einem Brief 1938 (zit. nach Ausst. Kat. Willi Baumeister. Figuren und Zeichen, Hamburg/Münster/Wuppertal 2005/2006, S. 192). „alle Kunst vor der griechischen Klassik“, wird von Baumeister geschätzt wegen der „Empfindung für die Fläche […], der Kopf im Profil, das Auge von vorn, die Schultern von vorn, Gürtel und Gesäß von der Seite“ (zit. nach ebenda).

Werkverzeichnis

Beye/F. Baumeister 1126; Grohmann 789

Zertifikat

Wir danken Hadwig Goez, Archiv Baumeister im Kunstmuseum Stuttgart, für zusätzliche Informationen.

Provenienz

Kurt Deschler, Ulm; Galerie Gunzenhauser, München; Privatsammlung Süddeutschland

Literaturhinweise

Tagebuch des Künstlers, mit Abb. S. 397

Ausstellung

Stuttgart 1947 (Galerie Herbert Herrmann). 1. Ausstellung, m. Abb. (mit rückseitigem Galerie-Etikett)