Lot 421 Dα

Otto Muellers Zigeunerbilder gehören zweifellos zu den Hauptwerken, die etwa seit 1923 entstehen. Mueller romantisiert das Schöne, beschreibt das reizvoll Exotische und spiegelt nicht die soziale Not, den nüchternen Alltag wie etwa das gesellschaftliche Ausgegrenztsein einer auf dem Balkan und in Mitteleuropa lebenden Minderheit. Muellers Zugang zur Welt der Zigeuner ist besonders. In seinen Bildern ist ein respektvolles, persönlich motiviertes Beobachten zu spüren, die ihn faszinierenden Lebenssituationen in seinen Gemälden, Aquarellen und wie hier in einer Farblithografie nachzuzeichnen. Die "Zigeunermappe", woraus diese Episode einer Familie mit Planwagen stammt, ist das Ergebnis langer, intensiver Beobachtungen und Begegnungen des Künstlers in den Sommermonaten der Jahre 1924 bis 1927 an verschiedenen Orten. 1928 präsentiert der Berliner Galerist Ferdinand Möller erstmals 9 Farblithographien unter dem Titel „Zigeuner“ in einer Mappe. Otto Mueller und Eugen Meyerhofer fertigen in einer Auflage von 60 Exemplaren handgedruckte Abzüge mit zusätzlich sparsamer Kolorierung wie hier in Rotorange, wenig Blau und Gelb. Die von Mueller aufgetragenen Pigmente können in Nuancen variieren, kein Blatt ist wie das andere. Etwa 20 Mappen finden Verehrer und Sammler bis zu seinem Tod im Jahr 1930. Die restliche Auflage findet Erich Heckel im Nachlass; nach dessen Aufteilung unter den Erben kommen auch einzelne Blätter der Mappe in den Handel.