Emil Nolde - Bauernhäuser am See und Brücke (Ruttebüll) - image-1

Lot 442 D

Emil Nolde - Bauernhäuser am See und Brücke (Ruttebüll)

Auktion 1134 - Übersicht Köln
31.05.2019, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 18.000 € - 22.000 €
Ergebnis: 17.360 € (inkl. Aufgeld)

Emil Nolde

Bauernhäuser am See und Brücke (Ruttebüll)
1909

Tuschpinselzeichnung in Schwarz auf faserigem Japanbütten 45 x 59,8 cm Unter Glas gerahmt. Unten rechts mit Bleistift signiert 'Emil Nolde'. - Das ehemals graue, leicht unregelmässig geschnittene Büttenpapier insgesamt verbräunt; stellenweise mit minimalen Randaus- und -einrissen, teils rückseitig hinterlegt; fachmännisch restauratorisch konserviert und montiert.

Im Sommer 1909 entstanden in und um Ruttebüll, einem im deutsch-dänischen Grenzgebiet liegenden Dorf in der Nähe von Utenwarf, eine Reihe von großformatigen Papierarbeiten Emil Noldes in reiner Tuschetechnik, die heute sehr selten sind. Nolde kostet im vorliegenden frühen Blatt alle Möglichkeiten des Mediums aus, sowohl in der Komposition wie in der Handhabung des Pinsels, so dass die schmal konzentrierte Darstellung des Motivs, wie in sich gespiegelt, auf einer gedachten Horizontlinie zwischen Himmel und Erde schwebt. In einer Art, die an den Impressionismus erinnert, wird der Bildgegenstand stark angeschnitten und abstrahiert. Die Suggestion der Wasserlandschaft und ihrer räumlichen Weite wirkt vollkommen. Zwei Drittel der Bildfläche bleiben unbemalt, die Tupfen und Pinselstriche der schwarzen Tusche entfalten sich quasi dialektisch auf dem leerem Papiergrund.
Wie Manfred Reuther in seiner Expertise bestätigt, lässt sich die Topographie dennoch klar zuordnen, wir befinden uns am Ruttebüller See mit Schleuse und Brücke über dem Abfluss der Wiedau aus dem See. Nolde "hatte sich bei einer jungen Witwe im Haus an der Schleuse neben der Brücke eingemietet. [...] Dargestellt ist der Blick von dem etwas tiefer liegenden Uferstreifen, wahrscheinlicher von einem Heuboot auf dem See aus, das ihm während dieser Wochen zur Verfügung stand, auf den Deichhang, auf das reetgedeckte, etwas erhöht und breit gelagerte Bauernhaus mit seinem großen, hellen Scheunentor und auf die sich anschließende Brücke über die Wiedau." (Manfred Reuther, Zitat aus dem Begleitbrief zur Begutachtung vom 5. März 2019).

Zertifikat

Mit einer Foto-Expertise von Manfred Reuther, Klockries, vom 3. März 2019. Die Arbeit wird unter der Archiv-Nummer "Nolde Z-120/2019" registriert und dokumentiert. Wir danken für die wissenschaftliche Beratung und ergänzende Kommentierung.

Provenienz

Kunsthandlung Karl Vonderbank, Frankfurt (1972); ehemals Privatsammlung Hessen, seitdem in Familienbesitz

Literaturhinweise

Emil Nolde, Jahre der Kämpfe (1902-1914), 2. Auflage, Flensburg o.J., vgl. S. 103, S. 110 f. bzw. 7. Auflage, Köln 2002, S. 120, S. 126; vgl. allgemein zu der Landschaft um Ruttebüll und Rosenkranz: Andreas Moller, Boote und Bootsleute in der Marsch, Bredstedt 2001, (Hg. Nordfriisk Instituut, Fischerei- und Seefahrtsmuseum Esbjerg und Schiffahrtsmuseum Nordfriesland, Husum)