Lot 601 D

Als Student an der Akademie in Stuttgart bei Willy Baumeister, Anfang der 1950er Jahre, durchwandert Brüning die Kunstgeschichte der Moderne, studiert die Großen wie Cézanne, interessiert sich für den einen Bogen überspannenden Kubismus Fernand Légers und erfährt von Baumeister nicht zuletzt das Grundgerüst für zeichenhafte, formenreiche Gestik. Aus ersten surrealen Kompositionen entwickelt Brüning eine sehr eigene informelle Malerei im wechselnden Rhythmus von „Gemaltem und Freigelassenem“. Aufgewühlte Farbzentren, wie hier mit reinem Schwarz über gebrochenem Rot und Grün akzentuiert, entfalteten sich mit temperamentvoller Gestik in der Vertikalen über die Leinwand. Ihre Spitzen nach unten rauschen gleichsam wasserfallartig herab und strukturieren das Gebilde aus heftig gespannten Bögen und kräftigen Pinselhieben im freien Raum. Verschiedene Ansätze entwickelt Brüning hier zu einer ausgeprägten Mal-Technik, mit der er der für ihn charakteristischen Handschrift in verschiedene Richtungen zum Ausdruck verhilft und sich deutlich aus dem Kanon der deutschen Informellen heraushebt.

MvL