Lot 604 R

Abstrahierte menschliche Figuren mit den charakteristischen keil- bzw. quaderförmigen Köpfen finden sich seit Beginn der 1960er Jahre im Oeuvre Lynn Chadwicks. Nach den „Watchers“, „Electras“ und „Winged figures“ bevölkern in den 1970er Jahren sitzende, liegende und stehende Paare seinen figürlichen Kosmos.
Diese Paare erhalten nun klare männliche und weibliche Attribute, die dreieckige Gesichtsform wird der weiblichen Figur zugeordnet, die rechteckige der männlichen. Auffallend ist dabei der formale Gegensatz zwischen den glatt polierten, streng geometrisch-abstrakten „Gesichtern“ und den zum Teil recht naturalistisch ausgearbeiteten Körpern. Die Körperformen werden teils mit abstrahierten, üppig drapierten Gewändern verschleiert, teils unbekleidet dargestellt. Das hier auf einer reliefierten Basis nebeneinander liegende Paar stützt sich auf den Unterarmen ab und hält die Köpfe erhoben. Während der weibliche Körper unverhüllt ist, scheint der männliche mit einer Art Weste und einem von seinen Schultern nach hinten fallenden Umhang bekleidet zu sein.
Chadwick strebt von Beginn an eine Verbindung von abstrakten und figürlichen Elementen an. „However modern his techniques may be, his concern is the sculptor's traditional one of giving life and expression to a three-dimensional object.“ (Dennis Farr, in: Lynn Chadwick, New Work, Ausst.Kat. Marlborough Fine Art, London 1989, S.2). Seine Figurenpaare sind trotz ihrer lebensnahen Körpersprache und einem erzählerisch anmutenden Element - wie hier etwa die an eine Matratze erinnernde Basis - nie personalisiert, sondern haben als figürliche Zeichen eine allgemeine Gültigkeit.

NB