Kenneth Noland - Immingle - image-1

Lot 617 R

Kenneth Noland - Immingle

Auktion 1135 - Übersicht Köln
01.06.2019, 14:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 180.000 € - 220.000 €
Ergebnis: 260.400 € (inkl. Aufgeld)

Kenneth Noland

Immingle
1976

Acryl auf Leinwand. 250 x 270 cm. Mit Atelierleiste gerahmt. Rückseitig auf dem Keilrahmen zweifach signiert, datiert und betitelt 'IMMINGLE 1976 Kenneth Noland', sowie mit Maßangaben, Richtungspfeilen und Hängeskizze. - Mit leichten Altersspuren.

Die streng geometrischen Kompositionen von Piet Mondrian gehören ebenso wie die vibrierende Farbbehandlung im Werk von Henri Matisse und die poetisch-zarten, halbabstrakten Gemälde Paul Klees - Künstler, mit denen er sich während seines Studiums und seinem Aufenthalt in Paris auseinandersetzt - zu den wichtigsten Inspirationsquellen für Kenneth Noland. Technisch wird für ihn 1953 ein Besuch im Atelier von Helen Frankenthaler maßgeblich, er übernimmt ihre Technik, sehr dünnflüssige Farbe auf ungrundierte Leinwand aufzubringen, so dass transparente, unregelmäßige Strukturen entstehen. Um 1958 Jahre schlägt Noland mit seinen Kreisbildern eine neue Richtung ein, die für ihn wegweisend sein wird. Die konzentrischen Kreise sind teils klar voneinander abgegrenzt, teils weisen sie einen freien, gestischen Farbauftrag auf. Die Hinwendung zu den chevrons, also keilförmigen Balkenformen, markiert Anfang der 1960er Jahre den Beginn der straight-edge-Malerei in seinem Werk. Die Kompositionen entfernen sich von der ursprünglich perfekten Balance innerhalb eines quadratischen Bildgrundes und lassen die Formen freier ausgreifen. Erstmals nutzt Noland nun shaped canvases - Diamant- und Rautenformen, die den gemalten Keilformen entgegenkommen. Ab 1966 findet er nach den freihändig gemalten früheren Formen in der Werkgruppe der Streifenbilder zu scharf gezogenen Konturen und experimentiert jetzt mit unterschiedlich dick- oder dünnflüssigem Farbauftrag, um die optische Präsenz der Farbe zu variieren. Die Streifenbilder, die teils extreme Querformate aufweisen, entstehen aus großen, auf dem Atelierboden bemalten Leinwandbahnen, die der Künstler im Anschluss beschneidet, um eine endgültige Komposition für das jeweilige Werk zu finden. Dieses Verfahren nutzt er auch in den ab Mitte der 1970er Jahre entstehenden, gänzlich unregelmäßigen Bildformaten, zu denen auch das hier angebotene „Immingle“ zählt. Wenige Jahre zuvor hatte Noland erstmals plastisch gearbeitet. Die Erfahrung mit den asymmetrischen, dreidimensionalen Formen geben wohl den entscheidenden Impuls, um sich auch auf dem Gebiet der Gemälde von den tradierten Bildformaten zu lösen, die Noland schon länger als einengend empfunden hatte. „Immingle“ wird dominiert von einem warmen Braun, das durch den dünnen Farbauftrag auf der ungrundierten Leinwand eine zarte, lebendige Struktur erhält. Es bildet gleichsam den Fond für die hellen Streifen, die wie Strahlen die äußeren Bereiche der Bildfläche durchschneiden. Sie balancieren die Komposition optisch aus und verleihen dem Werk eine außerordentliche Leichtigkeit.
„Noland's search for the ideal Platonic form has crystallized into an art in which color and form are held in perfect equilibrium. The spare geometry of his form heightens the emotional impact of his color. The rational and the felt, distilled form and sensuous color intermesh to create a magic presence.” (Diane Waldman, in: Kenneth Noland. A Retrospective, Ausst.Kat. The Solomon R. Guggenheim Museum, New York 1977, S.36).
NB

Provenienz

Galerie Wentzel, Hamburg (mit rückseitigem Aufkleber); Rheinische Unternehmenssammlung