Lot 627 R

Die einzelnen, nach Knoebels Form- und Farbprinzip monochrom gestrichenen Aluminiumstäbe sind mehrfarbig derart übereinander gestapelt, dass bei frontaler Ansicht, die so zusammengefügten Farben wie etwa Hellblau, Rostrot und Pinkrosa oder Weiß über Krapplackrot zu Grau und andere Konstellationen in ihrer Harmonie und gleichzeitig provozierenden Dissonanz überprüfbar sind. In präziser Konstruktion zieht Knoebel wie hier das Quadrat in Form eines Rahmens vor einer „leeren“, respektive um eine „leere“ Wandfläche. Unabsehbar viele Kombinationsmöglichkeiten aus den jeweils farblich aufeinander abgestimmten Komponenten aus gestrichenen Flächen auf beispielsweise Aluminiumstäben gehen zurück auf das Prinzip der „Grace Kelly“-Bilder, jener sich Ende der 1980er Jahre entwickelnden Serie, die von der jeweiligen Farbgebung und gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Rahmen und gerahmten Bildfeld lebt und jedem Bildobjekt sein individuelles, unverwechselbares ‚Gesicht' verleiht. Natürlich fehlen den Bildern Knoebels jegliche darstellende Elemente, obwohl vom Künstler verliehene Titel - für ihn ein durchaus auch Zeit und Ort ordnendes Suffix - dies suggerieren möchten. Der Zauber der Farbkonstellationen verdrängt diese alltägliche Beiläufigkeit in den Bezeichnungen und verlangt nach intensiverer Aufmerksamkeit für das Tatsächliche. Die Balance eines vielstimmigen Farbkanons setzt der Künstler im Grunde nie aufs Spiel. Vielmehr verbreitet Imi Knoebel mit seinen abstrakten, bisweilen minimal strukturierten und zumeist betont bunten Arbeiten eine erstaunlich geheimnisvolle Ruhe, die mit einem nicht näher zu erklärendem Gefühl der Begeisterung für diese objekthaften Strukturen einhergeht.

MvL