Schlafender Eros
Weißer Marmor. Fast vollplastische Darstellung eines auf einem Löwenfell und seinen Flügeln schlafenden, breitbeinig liegenden Knaben mit erloschener Fackel. Von den Füßen nur die Fersen erhalten, die Oberseite des linken Arms stark beschädigt durch Ausbrüche, Penis verloren, die Schnauze des Löwenfells wieder/später angefügt, die linke Hälfte des linken Flügels ergänzt, ebenso der Verlust an der rechten Hand. Rechteckige Sockelplatte 49 cm x 32,5 cm.
1. - 3. Jh. n.Ch., überarbeitet und ergänzt im 18. Jh.
Eros oder Amor kommt in den Besitz seiner Attribute, indem er Herkules besiegt und ihm den Köcher, die Keule und die Haut des Löwen stiehlt. Die Verbindung zwischen Amor und Herkules ist eine also Metapher der Stärke, die von der Liebe besiegt wird. Das Motiv des schlafenden Amors findet sich sowohl in der Poesie als auch in der Kunst. Das hellenistische Vorbild wurde von den Römern gerne benutzt, als Brunnen- oder Gartenschmuck, als Votivgabe und, wie bei dieser Skulptur wahrscheinlich der Fall, als Grabdenkmal. Ruhende Amoretten versinnbildlichen den Tod als einen erholsamen Schlaf.
Magdalene Söldner bezeichnet diesen Typus als "Eros Malibu", weil das am besten erhaltene Exemplar sich im dortigen J. Paul Getty Museum befindet. Sie vermutet, dass diese römische Kopie am wahrscheinlichsten das hellenistische Original wiedergibt. Das Exemplar in Malibu wird auf die hadrianische Zeit (76 - 138 n.Chr.) datiert.
Das Motiv des liegendes Eros reicht weit zurück, an das Ende des 4. Jh.v.Chr. Bis zur römischen Kaiserzeit wird es mit unterschiedlichen Haltungen und Attributen produziert. Es gibt keinen dominanten Typus, sondern zahlreiche Varianten, die parallel Verwendung finden. Söldner hat mit ihrer Dissertation 1986 eine erste wichtige Typologie erstellt. Anhand von 349 im Katalog enthaltenen Objekten vergleicht sie römische Interpretationen und Kopien verlorener griechischer Originale.
Provenienz
Ehemals Villa Medici von Pratolino (Villa Demidoff), Florenz.
Zwischen 1967 und 1970 erworben bei Kurt Rossacher in Salzburg.
Literaturhinweise
Zur Thematik s. Söldner, Untersuchungen zu liegenden Eroten in der hellenistischen und römischen Kunst, Frankfurt 1986 (2 Bde), Kat. Nr. 49 - 55. Dort vor allem Kat. Nr. 52, aus dem J. Paul Getty Museum in Malibu (Inv. Nr. 73.AA.95), allerdings ohne rechten Arm und Fackel.