Bernard van Orley, Umkreis
Madonna mit Kind vor einer Landschaft
Öl auf Holz. 50 x 32 cm.
Vorbild für diese Komposition ist eine 1516 entstandene Tafel des flämischen Malers Bernard van Orley, die sich in der Pinacoteca Amrosiana in Mailand befindet. Sie zeigt die Jungfrau mit dem Kind in einem geschlossenen Garten auf dem Gras und neben einem Brunnen sitzend. Im Hintergrund ist eine Renaissance-Stadt zu sehen. Von diesem berühmten Vorbild gibt es mehrere Versionen unterschiedlicher Gestaltungen.
Auf unserem Gemälde ist die Muttergottes näher an den Bildrand gerückt und als Halbfigur vor einer bewaldeten Landschaft in der Nähe einer mittelalterlichen Burg zu sehen. Sie neigt ihren Kopf nach rechts und hält Christus im linken Arm. Ein feiner, durchsichtiger Schleier bedeckt ihr langes, lockiges Haar und teilweise auch ihre Stirn. Sie trägt ein Unterkleid mit goldenem Brokat an den Manschetten und darüber ein rotes Kleid. Der Körper des Kindes ist teilweise mit einem weißen Tuch bedeckt.
Eine ähnliche Version in Bezug auf die Präsentation der Figuren gehörte einst den Staatlichen Museen zu Berlin (M. J. Friedländer, op. cit., Nr. 126c). Solche Kompositionen wurden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in ganz Flandern produziert und fanden großen Anklang. Während Bernard van Orley sein Leben lang enge Beziehungen zu seiner Heimatstadt Brüssel unterhielt, belegen Archivdokumente, dass sein Vater Valentin 1512 in Antwerpen tätig war. Gleichzeitig ließen sich mindestens zwei von Bernards Brüdern, Evrard und Gommaire, ebenfalls Maler, in Antwerpen nieder. Da die Vorbilder der großen Meister zwischen den Städten und von Werkstatt zu Werkstatt zirkulierten, gibt es keinerlei Hinweis dazu, ob der Maler unseres Bildes in Brüssel oder in Antwerpen tätig war, wo eine breitere Kundschaft unter den reichen Kaufleuten und den vielen gläubigen Bürgern zu finden war.
Provenienz
Privatsammlung in Troppau (Nord-Mähren) 1913. - Württembergische Privatsammlung.
Literaturhinweise
M. J. Friedländer: Early Netherlandish Painting, VIII, Jan Gossart and Bernard van Orley, Leyden/Brussels, 1972, S. 108, Nr. 126 g.