Lot 1034 D α

Clara Peeters - Jagdstillleben mit Früchten, Vogel und Eichhörnchen

Auktion 1141 - Übersicht Köln
16.11.2019, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen 15. - 19. Jh.
Schätzpreis: 200.000 € - 260.000 €

Clara Peeters

Jagdstillleben mit Früchten, Vogel und Eichhörnchen

Öl auf Holz. 53,5 x 73,5 cm.
Signiert unten rechts: CLARA. P.

Eine Wildente, eine Waldschnepfe, ein Rebhuhn, eine Drossel sowie einige kleine Blutfinken; diese Auswahl erlegter Vögel wird ergänzt durch einen Hasen und einen Fruchtkorb, aus dem grüne und rote Trauben überquellen. Ein Eichhörnchen hat sich hinzugesellt und nagt an einer Nuss, ein Fink sitzt zudem auf einem Weinblatt.
Die Bedeutung dieses Jagdstilllebens von Clara Peeters – seine malerische Qualität, seine Stellung innerhalb der Gattungsgeschichte, sein Sinngehalt – wird deutlich, wenn man es mit einem ähnlichen Werk der Künstlerin vergleicht, dem 1611 datierten Stillleben im Museo Nacional del Prado (vgl. Abb. 1). Das Madrider Stillleben zeigt ebenfalls einen Tisch mit erlegten Vögeln. Dort fehlen die Trauben und der Hase, dafür sind Muscheln auf dem Tisch ausgebreitet und Porzellanschalen aufeinandergestapelt. Der größte Unterschied besteht darin, dass einige der Vögel bereits für die Zubereitung präpariert worden sind: Die Tauben auf dem Teller sind gerupft und die Finken an dünnen Ästen aneinandergereiht. Es scheint, als zeigte das vorliegende Stillleben die Vögel kurz nach der Jagd, während sie auf dem Gemälde im Prado bereits darauf warten, für ein opulentes Mahl zubereitet zu werden. Die Jagd war ein Vorrecht der Aristokratie, Muscheln waren kostbare Sammlerstücke, Geschirr aus Porzellan zeugte von Wohlstand, ebenso wie ein exquisit gemaltes Stillleben. So spiegeln Stillleben wie das vorliegende oder jenes im Prado den luxuriösen Lebensstil ihrer Auftraggeber und Betrachter wider.

Was an diesem – auf den ersten Blick schlichten – Stillleben beeindruckt, ist die Sicherheit, mit der die Objekte zu einer stimmigen Komposition arrangiert sind. Die Wildente bildet das Zentrum der Komposition, ihr Körper, ihr Hals und ihr Kopf bilden eine elegante Linie in der Mitte des Bildes. Bewusst ist der Rumpf des Vogels im Bildzentrum zur Schau gestellt, er demonstriert die Fähigkeit der Künstlerin, das Gefieder in seiner Materialität wiederzugeben. Dass es der Künstlerin darum ging, die unterschiedlichen Farben und Formen der Federn und des Fells in all ihren Nuancen darzustellen, verdeutlicht ein kleines Detail: Wohl nicht unabsichtlich ragt der lange spitze Schnabel der Waldschnepfe senkrecht in die Höhe und bildet so einen scharfen Kontrast zum weichen Fell des Hasen dahinter. Die Verwendung der Farben wird bestimmt durch künstlerische Ökonomie. Gemäß dem dargestellten Sujet dominieren feine Abstufungen von Brauntönen, rote und grüne Farbtupfer auf den Vögeln wie auf den Trauben beleben dabei das Kolorit.
Die stimmige und ausgereifte Komposition dieses Stilllebens ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass es sich um ein recht frühes flämischen Jagdstillleben handelt. Erlegte Vögel, wie auch erlegtes Wild, wurde seit der Mitte des 16. Jahrhunderts in flämischen Markt- und Küchenstücken dargestellt. Erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts entwickelte sich jedoch das Jagdstillleben zu einer eigenständigen Untergattung. Neben Frans Snyders war es Clara Peeters, die diese Entwicklung vorantrieb und - wie das vorliegende Stillleben wie auch jenes in Madrid zeigen – eine prägende Bildformulierung fand.
Obwohl Clara Peeters eine Reihe bedeutender Werke hinterlassen hat, ist trotz intensiver Forschung nichts über ihr Leben bekannt. Über ihre Herkunft ist ebenso gerätselt worden wie über ihre Ausbildung und den Ort ihres Schaffens, der wohl Antwerpen war. Sicher ist, dass ihre Werke früh in bedeutende Sammlungen Eingang fanden: Das Prado-Stillleben war bereits im 17. Jahrhundert im Besitz des spanischen Königshauses.

Provenienz

Galerie de Jonckheere, Paris. - Von diesen 1998 erworben.