Lot 1190 Dα

Diese kleine Skizze stellt die Vorstudie zu Spitzwegs ebenfalls kleinformatigem (41,1 x 12,9 cm) und gleichnamigem Werk "Der Bettelmusikant" dar, welches sich in der Neuen Pinakothek in München befindet (Inventarnr. 8944).
Während Spitzweg in unserer Vorstudie, wie üblich, auf Details verzichtet (Laterne, Wandbemalung, Fenstersprossen und -läden) nimmt er auch den Bewohner des Hauses, der zornig mit einer Zipfelmütze auf dem Kopf aus dem obersten Fenster auf den Musikanten herabblickt, nicht in die Studie auf. Da diese Figur ein wichtiges Element der Endfassung darstellt, wird deutlich, dass Spitzweg innerhalb dieser Studie den Fokus auf andere Inhalte legte. Es kam Spitzweg scheinbar darauf an, den Bettelmusikanten in die Farbflächen des Bodens und der Architektur einzubetten.
Wichmann schreibt in seinem Gutachten: „Die breit gemalte Skizze zeigt eine hervorragende Technik, die sich Spitzweg in den 50er Jahren aneignet. […] Auffällig […] ist die klare Trennung von hellen und dunklen Flächen, die Spitzweg genial vorträgt, so daß der Klarinettenspieler als Silhouette vor einer hellen Wand steht, noch eingebunden links in eine bräunliche Wandfläche, der Schatten hebt sich nun mittelbar vom Standmotiv ab und bindet auch nochmals die Figur statisch an den Grund.“
Verso befindet sich ein handschriftliches Etikett mit der Bestätigung der Echtheit durch Richard Spitzweg: „Ich bestätige, daß das umstehende Gemälde: „Der Bettelmusikant“, Flötenspieler seinen Zylinder für eine Gabe emporhaltend, auf Zigarrenbrettchen gemalt, 25 ½ cm hoch, 9 cm breit, eine Originalarbeit meines Großonkels Carl Spitzweg ist. München, den 7. Febr. 1924 Richard Spitzweg.“