Ansel Adams - Aspens, Northern New Mexico - image-1

Lot 16 D

Ansel Adams - Aspens, Northern New Mexico

Auktion 1142 - Übersicht Köln
29.11.2019, 13:30 - Photographie
Schätzpreis: 15.000 € - 20.000 €
Ergebnis: 13.950 € (inkl. Aufgeld)

Ansel Adams

Aspens, Northern New Mexico
1958

Späterer Gelatinesilberabzug. 38 x 48,1 cm. Auf Originalkarton aufgezogen, dort unterhalb des Bildes rechts mit Bleistift signiert. Rückseitig mit Photographenstempel, darin mit Filzstift datiert und betitelt. - Unter Passepartout montiert.

Die ikonische Aufnahme einer jungen Espe im gleißenden Sonnenlicht vor dunklem Hintergrund entstand an einem schönen Herbstnachmittag in der Nähe der Sangre de Cristo Mountains, in den südlichen Ausläufern der Rocky Mountains. An diesem Nachmittag war es so windstill, dass sich das sprichwörtlich zitternde Espenlaub nicht bewegte und Adams ein Negativ ohne jede Bewegungsunschärfe gelang. Aber er begnügte sich nicht damit, ein scharfes Negativ herzustellen, mit dem sich später in der Dunkelkammer gut arbeiten ließ. Vielmehr war es sein Anliegen, den Farbeindruck des Herbstwaldes in der Sonne bereits während der Aufnahme einzufangen, um ihn später in die Schwarz-Weiß-Photographie übersetzen zu können. Hierzu bediente er sich des „Zonensystems“, einem bis heute verwendeten Verfahren, das Adams 1939-41 zusammen mit Fred R. Archer entwickelt hatte und später in zahlreichen Publikationen und Abhandlungen immer weiter theoretisch ausgearbeitet und vertieft hat. Dieses Verfahren erlaubt es dem Photographen, die Belichtung und Entwicklung des Negativs genauestens zu berechnen und somit die Silberdichte und Grautonwerte des späteren Abzugs durch präzise Planung vorab zu bestimmen. Die Tonwerte sind dabei in 10 Stufen - von Schwarz über Grau bis Weiß - aufgeteilt.
Adams beschrieb den Prozess für das hier vorliegende Motiv folgendermaßen: „Ich legte den tiefsten Schatten auf Zone II und stellte Normal-plus zwei als Entwicklungszeit ein. Ich habe für dieses Motiv Pyro als geeigneten Entwickler ausgewählt, weil ich wusste, dass es den glitzernden Herbstblättern eine hohe Konturenschärfe verleihen würde. Ich wusste, dass ich einen höheren Papierkontrast für den Druck benötigen würde, da die höchsten Werte der Blätter etwa auf die Zonen VI-VI1/2 fielen. So wie ich mich erinnere, betrug die Belichtungszeit mit dem Filter Nr. 15 (Faktor 3) eine Sekunde bei f/32 auf Kodak Panatomic-X Film bei ASA 32. Wegen der Windstille war diese relativ lange Belichtung möglich, denn wenn die Espenblätter gezittert hätten, hätte ich ein schweres Problem gehabt.” (zit. nach Andrea G. Stillman, a.a.O., S. 202)
Bei aller wissenschaftlichen Genauigkeit und Obsession für die technische Seite der Photographie, die in diesem Zitat zum Ausdruck kommt, ist es wichtig festzustellen, dass Adams das später vollendete Werk visuell bis in jede Nuance schon vor Augen hatte, bevor er den Auslöser betätigte. Er war also nicht nur ein Meister der Kameratechnik und Dunkelkammer, sondern vor allem auch ein Meister der Empfindung. Die Kongruenz zwischen seiner 'Vision' - der eines zarten Bäumchens im letzten Aufflackern der goldenen Herbstsonne - und deren Umsetzung in die Schwarz-Weiß-Photographie ist einzigartig, das Ergebnis ein Meisterwerk der Landschaftsphotographie.

Provenienz

Privatbesitz, Norddeutschland

Literaturhinweise

Nancy Newhall, Ansel Adams, This is the American Earth, San Francisco 1992, Abb. auf dem Buchcover; Janet Swan Bush (Hg.), Trees. Photographs by Ansel Adams, New York u.a. 2004, S. 8 mit Abb.; Andrea G. Stillman, Looking at Ansel Adams. The Photographs and the Man, New York 2012, S. 198 mit Abb.