Thomas Struth - Auf der Hardt, Bottrop - image-1

Lot 21 D

Thomas Struth - Auf der Hardt, Bottrop

Auktion 1142 - Übersicht Köln
29.11.2019, 13:30 - Photographie
Schätzpreis: 6.000 € - 8.000 €
Ergebnis: 6.200 € (inkl. Aufgeld)

Thomas Struth

Auf der Hardt, Bottrop
1985

Gelatinesilberabzug hochglänzend. 49,2 x 67,2 cm (52,2 x 69,9 cm). Rückseitig mit Bleistift signiert, datiert, betitelt und nummeriert. Unter Passepartout in Künstlerrahmen, dort rückseitig Künstleretikett mit maschinenschriftlichen Werkangaben. Exemplar 8/10.

Thomas Struth gehört neben Candida Höfer, Thomas Ruff und Axel Hütte zur ersten Generation der 'Becher-Schule', benannt nach Bernd und Hilla Becher und ihrer 1976 gegründeten Klasse für Photographie an der Düsseldorfer Kunstakademie. Ganz im Sinne der Becher-Schule begann Struth recht bald, sich mit einem selbst gewählten Thema systematisch auseinanderzusetzen. Bei ihm handelte es sich hierbei um den städtischen Außenraum, die Straße selbst mit ihren raum- und identitätsstiftenden Eigenschaften. Ausgehend von typischen Straßen in Düsseldorf und Umgebung, dehnte er seinen Aktionsradius bald auch auf andere Städte aus, sich jeweils auf wenige Motive pro Stadt beschränkend, immer auf der Suche nach dem einen, ganz besonderen Ort, der den Charakter der jeweiligen Stadt, ihre Besonderheit, am deutlichsten zum Ausdruck zu bringen vermag. Von diesen Orten fertigte Struth seine bekannten, zumeist menschenleeren, nüchtern dokumentierenden Ansichten an.
Auch bei der alten Zechensiedlung in Bottrop, die Struth 1985 photographierte, handelt es sich um einen solchen prototypischen Ort, ein Zeugnis aus den Anfängen der Urbanisierung des Ruhrgebietes am Ende des 19. Jahrhunderts und zugleich ein Ort mit einem besonderen Charakter, haftet ihm doch ein kleinstädtisches, beinahe dörfliches Gepräge an. Anders als sonst wählte Struth für die Aufnahmen nicht den Blick entlang der Straßenachse von der Fahrbahnmitte aus, sondern einen diagonal ausgerichteten Blick hinweg in eine Straßenmündung hinein. Dadurch erhält die Aufnahme eine der kleinstädtischen Anmutung des Sujets angemessene, weniger monumentale Wirkung. Die zeitliche Verortung der Photographie in die achtziger Jahre erfolgt mittels vereinzelter, wie eingestreut wirkender Elemente wie dem Auto, der Mülltonne, der Straßenbeleuchtung und dem die vertikale Mittelachse markierenden Strommast. Bei aller Distanziertheit des Aufnahmestils sind es - wie so oft bei den Schwarzweiß-Photographien Struths aus seiner Anfangszeit - diese kleinen Details, die den Charme der Aufnahmen ausmachen.

Wir danken Anne Caroline Müller, Atelier Struth, Berlin, für hilfreiche Auskünfte.

Provenienz

Privatsammlung, Paris