Emil Nolde - Rote, blaue und weiße Tulpenblüten in einer Vase - image-1

Lot 251 Dα

Emil Nolde - Rote, blaue und weiße Tulpenblüten in einer Vase

Auktion 1143 - Übersicht Köln
29.11.2019, 18:00 - Moderne Kunst I
Schätzpreis: 100.000 € - 120.000 €

Emil Nolde

Rote, blaue und weiße Tulpenblüten in einer Vase
Um 1930/1940

Aquarell auf Japanbütten 34,5 x 48,1 cm Unter Glas gerahmt. Unten rechts mit Feder braunschwarz signiert 'Nolde.'. - Rückseitig mit dem alten kleeblattförmigen roten Sammlungsstempel der Nolde Stiftung Seebüll, darin mit der Inventarnummer versehen. - In schöner Erhaltung. Der rechte Bogenrand etwas uneben geschnitten.

Motivisch greift Nolde hier mit seiner Darstellung einmal nicht in die Blumenpracht seines Gartens, sondern wählt die überbordende Fülle eines großen Tulpen-Straußes. Das Bogenformat so gut wie sprengend stehen die farblich wie formal schön differenzierten Blüten in ihrem natürlichen Schmuck. Sie bilden ein festliches (möglicherweise österlich gestimmtes), ländliches Frühlingsbouquet in einfacher keramischer Vase. Nolde setzt jedoch einen dezidiert künstlerischen, kühlen Akzent in den exotisch wirkenden blauen Tulpenköpfen, die ihn seit den 1920er Jahren faszinieren. In satten Tönen aquarelliert, stehen sie auf feinem Grau und kontrastieren zu zwei gefüllten roten Blumenköpfen und einer Masse weißer Blüten. Deren Silhouetten zeichnet Nolde auf dem hellen Papiergrund mit bewegten Pinselschwüngen in Grau, zum gleichfarbigen Fonds vermittelnd wie ihr Weiß auch das Licht zu bündeln scheint. Noldes Aquarelltechnik bleibt natürlich wie ausgefeilt, optisch gibt es feine Balancen und dennoch wirkt alles wie spontan auf das Blatt geworfen.
„Es handelt sich hierbei nicht um eine einfach in stufenförmiger Steigerung fortschreitende Altersentwicklung - und das macht die genaue Datierung einzelner Werke schwer - oder um eine etwa aus dem naturgemäß ständig sich mehrenden Besitz an künstlerischen Ausdrucksmitteln und technischer Erfahrung sich bereichernde Fähigkeit immer stärker individualisierter malerischer Gestaltungskraft. Etwas anderes ist gemeint: die vollkommene Übereinstimmung, das lückenlose Sich-ineinander-Schließen von Motiv und Form, die dem einzelnen Werk den Gegenstand zur reinen Kunstform vergeistigt, ohne ihm dadurch etwas von seinem Eigenen zu nehmen, ja im Gegenteil ihm gerade dadurch erst sein ganzes - man ist versucht zu sagen: materielles - Gewicht zuerkennend." (Max Sauerlandt, Emil Nolde, München 1921, zitiert nach: Jahrbuch 1958/59 der Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde, Max Sauerlandt zum Gedächtnis, Flensburg (o.J.), S. 24).

Zertifikat

Mit einer Foto-Expertise von Manfred Reuther, Klockries, vom 7. Oktober 2019; das Aquarell ist in seinem Archiv unter der Nummer "Nolde A-147/2019" registriert und dokumentiert.
Wir danken der Nolde Stiftung Seebüll für freundliche ergänzende Auskünfte.

Provenienz

Sammlung der Nolde Stiftung Seebüll (bis 1967); Galerie Otto Stangl, München (von der Stiftung erworben); Norddeutsche Privatsammlung, Nachlass