Lot 252 D

Emil Noldes Farbenphantasien finden im Blumenbild ihre viellicht größtmögliche Freiheit. Hier kann der Maler seine bildnerischen Ideen mit einem Höchstmaß an Abstraktion realisieren, ohne dabei jene Bindung an die Natur preisgeben zu müssen, die stets das Fundament seines Schaffens blieb. Auch wenn der Gegenstand dieser Werke über die Jahre der gleiche blieb, so ist er im Ausdruck doch jeweils gänzlich verschieden. Sonnenblume, Mohn, Iris, Sonnenhut oder Astern - Noldes Blumen verkörpern weniger botanische Studien, denn individuelle Wesen, Charaktere und Stimmungen.
Die Komposition unseres Aquarells erinnert in ihrem spontanen Ausschnitt und den aus dem Zentrum gerückten Blüten an einen fotografischen Schnappschuss. Gleich einem Blick gen Himmel überragt die Sonnenblume, in Noldes Gesamtwerk von besonderer Prominenz, am rechten Blattrand steil emporragend die leuchtenden Astern und findet ihr gekonnt inszeniertes Gegengewicht im lichten Blau des linken Blattrandes. Für das repräsentative Aquarell wählt Nolde das Hochformat, über das er das portraithafte Moment dieser Darstellung noch einmal zu unterstreichen vermag.