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Lot 255 Dα

Oskar Schlemmer - Ornamentale Plastik

Auktion 1143 - Übersicht Köln
29.11.2019, 18:00 - Moderne Kunst I
Schätzpreis: 80.000 € - 120.000 €
Ergebnis: 105.400 € (inkl. Aufgeld)

Oskar Schlemmer

Ornamentale Plastik
1919

Silberplastik Höhe 46 cm. Breite 20 cm. Tiefe 9 cm Unbezeichnet. Einer von wohl 10, ab 1965 ff. von Tut Schlemmer veranlassten Güssen. Gießerei Brotal, Mendrisio. - Mit schöner, lebhafter Patina. In einwandfreiem Zustand.

„Schlemmers polychrome Reliefgebilde bedeuteten in Deutschland 1919 einen kühnen Vorstoß in Neuland, obgleich sie - was die halbplastische Montage-Technik betrifft - an eine europäische Entwicklung anknüpfen konnten, die sich in der Avantgarde von Frankreich über Italien bis Rußland seit einigen Jahren angebahnt hatte. Maler und Bildhauer strebten gleichermaßen nach Erprobung neuer Materialien und einer bisher unbekannten Erweiterung, Überschreitung und wechselseitigen Durchdringung der Gattungen.“ (Karin v. Maur, Oskar Schlemmer, München 1982, S. 110).
Während die Vielfarbigkeit der ersten Relieffassung „Ornamentplastik“ (s. Vergleichsabb.), hier noch integriert in ein eigenwillig ineinander verschobenes Rahmenwerk, dem plastischen Gefüge noch die Wirkung eines lebenden Organs wie etwa einem Herzen verleiht, betont die Ausarbeitung in Gips und Silber das graphische Element der Komposition. Hier rückt der mechanische Charakter in den Vordergrund; wie bei einer gut geölten Maschinerie greifen gleichsam die einzelnen Kompartimente ineinander. Gestaffelte Viertelscheiben, gekehlte Halbröhren, gezahnte Streifenfriese und gelängte Pfeifenformen sind zu einer plastischen, ornamentalen Collage gefügt. Nicht von ungefähr bezeichnete Schlemmer selbst das Relief als „Orgel“ (Karin v. Maur, Oskar Schlemmer. Das plastische Werk, Stuttgart 1972, S. 17).
Ein Jahr nach Entstehung unserer „Ornamentalen Plastik“ arbeitet der Künstler an den ersten Figurinen für das „Triadische Ballett“, die einem ähnlichen Formenkanon verpflichtet scheinen. Das Ballett wird in Stuttgart, wo Oskar Schlemmer an der Kunstakademie und bei Adolf Hölzel studiert hatte, aufgeführt. 1921 wird Schlemmer an das 1919 in Weimar gegründete Staatliche Bauhaus berufen.

Werkverzeichnis

v. Maur P 3 a

Zertifikat

Mit einer Foto-Expertise von Freerk C. Valentien, Galerie Valentien Stuttgart, vom 8. Juni 1977. Wir danken Karin v. Maur, Stuttgart, für ihre Hinweise.

Provenienz

Galerie Valentien, Stuttgart 1977; seitdem Privatbesitz Rheinland

Literaturhinweise

Karin v. Maur, Oskar Schlemmer, Das plastische Werk, Stuttgart 1972, S. 16 f., S. 15 mit ganzseitiger Farbabb.

Ausstellung

U.a. Stuttgart 1968 (Württembergischer Kunstverein), 50 Jahre Bauhaus, Kat. Nr, 264, S. 298; Wanderausstellung London/Amsterdam/Paris/Chicago/Ontario/Pasadena/Buenos Aires/Tokyo 1968/1970 (Royal Academy/Stedelijk Museum/Musée National d'Art Moderne/Crown Hall/Art Gallery/Pasadena Art Museum/Museo Nacional/Museum of Modern Art), 50 Jahre Bauhaus, Kat. Nr. 216, S. 297; New York/Köln 1973 (Sabarsky Gallery/Galerie Abels), Expressionisten, Kat. Nr. 77 mit Farbabb.; Zürich 1973 (Kunstgewerbemuseum), Die Zwanziger Jahre, Konstraste eines Jahrzehnts, Kat. 137; Stuttgart 1975 (Galerie Valentien), ohne Kat.; Berlin 1977 (Neue Nationalgalerie/Akademie der Künste), Tendenzen der Zwanziger Jahre, Kat. 1/244