Lot 348 Dα

Ludwig von Hofmann, in seiner Zeit einer der bekanntesten deutschen Künstler der Moderne, schuf zahlreiche Pastelle und erzielte in diesem Medium eine unverkennbar individuelle Qualität, die stilistisch wie inhaltlich Klassizismus, Symbolismus und moderne Form miteinander verband. Auch der deutsche Impressionismus hatte eine gewisse Vorliebe für diese malerische Technik entwickelt, die sich offenbar leichter kommerzialisieren ließ als Ölmalerei. Max Liebermann spannte seine Pastellarbeiten z.T. bildmäßig auf Rahmenleisten und noch bis in die 1920er Jahre inszenierte sein Berliner Kollege Lesser Ury mit Pastellpigmenten einen dichten, magisch leuchtenden Farbzauber.
Hofmann stand unter anderen Zeichen, das Farbspiel der Linien, Flächen und Konturen verarbeitete damals noch jüngere französische Entwicklungen. Die tonale Dominanz von ausgewählten Farben, hier ein dunkles Blau und ein Gelb, das die Formen energetisch als gespiegelte Lichtfläche umfließt, erzeugt einen Ausdruck, der heute nicht nur stimmungshaft, sondern auch betont artifiziell anmutet.
Der Künstler wirkte seit 1903 in Weimar und war in seiner Ästhetik und seinem künstlerischen Empfinden dem Kreis um Henry van de Velde und Harry Graf Kessler auf das Engste verbunden. Geschätzt und überaus erfolgreich mit diesen idealistischen, arkadischen, der Zeit enthobenen Darstellungen, inspirierte Ludwig von Hofmann insbesondere befreundete deutsche Literaten und Dichter wie Gerhart Hauptmann, Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal und Thomas Mann.