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Lot 134 Rα

Tapisserie mit Motiv nach Watteau

Auktion 1150 - Übersicht Berlin
16.05.2020, 12:00 - Preußen-Auktion
Schätzpreis: 15.000 € - 20.000 €

Tapisserie mit Motiv nach Watteau

Hautelisse-Wirkerei in Wolle und Seide auf Leinen, hinterfüttert. Bühnenartige Kulisse einer flachen Flusslandschaft, gesäumt von phantastischen Repoussoirbäumen. Zentral, unter einem jungen Baum sitzend, ein höfisches Liebespaar, rechts daneben ein Gitarrespieler. Gerollte blaugelbe Akanthusblätter auf dunkelbraunem Fond als Bordüre mit plastischer Rahmenwirkung. Restauriert, kleine Verfüllungen im Bereich des Himmels. H 320, B 358 cm.
Berlin, Manufaktur Charles Vigne, wohl vor 1745.

Der nachweislich erste Berliner Tapisseriewirker war vermutlich der aus Sedan stammende Jean Barraban (1647 - 1709). Er lernte sein Handwerk in Aubusson. Wann er mit seinem gleichnamigen Sohn (1677 - 1725) nach Berlin zog, ist bis heute nicht geklärt. In der ersten Monographie zu Berliner Tapisserien erwähnt Hans Huth, dass Jean Barraband II, der Sohn, "das alte Grottengebäude am Lustgarten, die spätere Börse" bezog. Da aber bereits 1699 die Lieferung einer Tapisserieserie belegt ist, muss vorher schon eine Manufaktur bestanden haben, über die man nichts mehr weiß. 1720 verband sich Barraband mit dem Kaufmann und Wirker Charles Vigne, der nach Barrabands Tod 1725 die Manufaktur allein weiterführte. Vigne bezog Räume in einem Seitenflügel des königlichen Marstalls, sein Personal umfasste etwa 300 Personen, die 26 Webstühle betrieben. Er versuchte Friedrich Wilhelm I. zu veranlassen, ausländische Erzeugnisse zu sperren und statt dessen die heimischen zu bevorzugen. Doch sein Plan ging nicht auf - er musste Lotterien veranstalten, um seine Wandteppiche zu verkaufen. Friedrich II. genehmigte die erste Lotterie 1744, die 14400 Lose umfasste und 3204 Gewinne. Darunter waren zwei Lots mit fünf Tapisserien, bezeichnet als "Hautelisse-Tapeten-Beschlag (...) nach einer neuen Façon mit Indianischen Bäumen und Blumen, wie auch Figuren von Watteau". Die hier gezeigte Tapisserie könnte aus einem dieser Lots stammen.

Provenienz

Aus rheinischem Industriellenbesitz.

Literaturhinweise

Vgl. Göbel, Wandteppiche, III. Teil, Bd. 2, Leipzig 1934, S. 83 ff., Abb. 65.
Vgl. Huth, Zur Geschichte der Berliner Wirkteppiche, in Jahrbuch der Preußischen Kunstsammlungen, Bd. 56/1935, S. 80 ff.
Vgl. Horbas, Tapisserien, in: Herrliche Künste und Manufacturen, Berlin 2001, S. 108 ff.
Eine Tapisserie aus derselben Serie verst. Lempertz Köln Auktion 719 am 14. November 1995, Lot 977.