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Lot 249 Dα

Nachtlicht in Vasenform

Auktion 1150 - Übersicht Berlin
16.05.2020, 12:00 - Preußen-Auktion
Schätzpreis: 25.000 € - 35.000 €

Nachtlicht in Vasenform

Porzellan, Biscuitporzellan, unterglasurblauer, kupferlüsterfarbener und Abricotfond, matt radierter Goldfond, Vergoldung. Nicht identifiziertes Modell, zweiteilig gebrannt. Schlanker Vasenkorpus in der Art eines Lekythos auf kurzem konkavem Schaft und quadratischer Plinthe. Lose aufliegender, floral-durchbrochener Trichterhals mit seitlichen eckigen Bandgriffen. Ein vergoldeter, reliefierter Akanthusblattfries um den Lippenrand, darunter auf vier Seiten plastische Pharaonenmaskarons. Um die zylindrische Vasenmitte das antikisierende Biscuitrelief mit dem Hochzeitsgelage. Um den Hals und den unteren Vasenkorpus üppiger goldradierter Arabeskendekor. Innen eine Rosettenauflage aus Biscuit, eine Bronzemontierung imitierend, in einem Kranz aus fünf Brandöffnungen. Blaumarke Zepter, Pressnummern 4 und 34. Chip an einer Ecke der Plinthe, unauffälliger Brandriss im Deckel. H 34,5 cm.
Berlin, KPM, um 1810.

Das Modell von 1793 hatte der Modellmeister Riese als Porzellanlampe nach dem Vorbild einer vasenförmigen Alabasterlampe gefertigt, die der Berliner Akademieprofessor Friedrich Rehberg zuvor zu Studienzwecken aus Rom geschickt hatte. Die Szene zeigt die reliefierte Umsetzung eines römischen Freskogemäldes, die Darstellung eines Hochzeitsmahls aus augusteischer Zeit, das nach dem ersten Besitzer, Kardinal Cinzio Passeri Aldobrandini, benannt ist und sich seit 1818 in der vatikanischen Bibliothek befindet. In Preußen fand das Motiv eine neue Konnotation, denn am 24. Dezember 1793 heirateten Kronprinz Friedrich Wilhelm und Luise von Mecklenburg-Strelitz. Friedrich Anton von Heynitz, Kommissionsvorsitzender der Berliner Kunstakademie, lobte ausführlich den Entwurf von Riese und sprach die Empfehlung aus, dass sich das Objekt doch gut in der Hochzeitsnacht im Schlafzimmer des Königs machen würde. Samuel Wittwer erwähnt eine weitere dieser Vasen für Kaiserin Joséphine, die sie zum Blumenstecken verwendete. Eine dritte Vase wurde zum Hochzeitsservice von Prinzessin Alexandrine produziert. Das Modell wurde dann für die Feldherrenservice verändert und durch plastische Applikationen repräsentativer, auffälliger gestaltet.

Provenienz

Privatsammlung Berlin.

Literaturhinweise

Ein zweites Exemplar des Nachtlichts, allerdings mit bronzefarbenem Relief, bei Wittwer (Zwischen Wien und Paris - Die Berliner Porzellan-Manufaktur KPM zu Beginn des 19. Jahrhunderts und ihre Werke im europäischen Kontext, in: Kat. Raffinesse & Eleganz, München 2007, Abb. 71).
S.a. die Vasen aus den Feldherrenservicen, eine davon noch im Besitz der Hessischen Hausstiftung, Inv.Nr. FAS Pe 685/a-b (Kat. Orden auf königlichem Porzellan, Petersberg 2013, Nr. 3.21); eine zweite ehemals Twinight Collection, verst. Lempertz Berlin am 6. April 2019, Lot 40.