Botanischer Teller "Amaryllis farniensis" - image-1

Lot 257 Dα

Botanischer Teller "Amaryllis farniensis"

Auktion 1150 - Übersicht Berlin
16.05.2020, 12:00 - Preußen-Auktion
Schätzpreis: 6.000 € - 8.000 €
Ergebnis: 8.750 € (inkl. Aufgeld)

Botanischer Teller "Amaryllis farniensis"

Porzellan, heller Purpur- und Gelbfond, polychromer Emaildekor, partiell radierte und reliefierte Vergoldung. Modell 1113, Konisch. Spiegelfüllende Pflanzendarstellung auf zartgelbem Fond. Um die Fahne fein radierte Tausenschönpflanzen auf hellem Purpurfond. Blaumarke Zepter mit emailblauem Überstrich, goldenes Z., Presszeichen 13 (?), geritzt III. D 24 cm.
Berlin, KPM, um 1803, der Dekor nach Pierre-Joseph Redouté.

Der Teller stammt sehr wahrscheinlich aus einer botanischen Tellerfolge, die vor dem Auftrag für die französische Kaiserin Joséphine entstanden ist. Ein wichtiges Indiz ist die fehlende, in französischer Sprache auf der Rückseite des Tellers aufgebrachte Standortbezeichnung zum Vorkommen der jeweiligen Pflanze. Diese Bezeichnung wird erst durch die detaillierten Angaben zum Auftrag für das botanische Tafel- und Dessertservice für die französische Kaiserin eingeführt. Der Teller gehört auch nicht zu der auf der Akademieausstellung 1804 ausgestellten botanischen Tellerfolge, deren 14 Dekore uns mit den lateinischen Namen bekannt sind. Aber genau wie bei diesen weicht der Randdekor des hier gezeigten Tellers vom zentralen Motiv ab - es ist immer eine andere Pflanze dargestellt.
Für diesen Hinweis danken wir Herrn Dag Nabrdalik.

Als Vorlage wurde hier die Farbstichplatte aus Band 1 von Pierre-Joseph Redoutés "Les Liliacées" verwendet, das 1802 erschien. Dieses Werk enthält insgesamt 486 Platten mit Pflanzen aus der Familie der Liliengewächse. Der in den Ardennen geborene Redouté zog 1782 nach Paris, wo er bald für Marie Antoinette arbeitete (und sie persönlich im Blumenmalen unterrichtete). 1798 beauftragte ihn Joséphine Bonaparte, die Blumen von Malmaison zu erfassen. Seine berühmteste Publikation ist die Katalogisierung der Rosen von Malmaison (ab 1817 erschienen).

Literaturhinweise

Vgl. Sterba, Napoléon und Joséphine - Kryptische Symbolik einer Liebe in der Dekoration eines botanischen Services für die Kaiserin, in: Keramos 194/2006, S. 73 ff.
S.a. Wittwer, Raffinesse & Eleganz, 2007, S. 258, Nr. 66.