Ein Paar monumentale Berliner Lackvasen
Fayence, weiß glasiert, mit dunkelgrün lüstrierendem Lackfond, farbiger Lackdekor in Schwarz, Weiß und Korallenrot mit Bronzefirnis, teilweise mit Stuck reliefiert. Große Balusterform mit hohem Trichterhals. Umlaufender Felderdekor, chinoise Landschaften mit Figuren, alternierend exotische Pflanzen auf Terraingrund und Vögel. Blaue Münzmarke. Zwei verfüllte Brandrisse durch einen Boden, Verluste an den Stukkierungen. H 127 und 128 cm, mit gefasstem Holzsockel 139 und 140 cm.
1840er Jahre.
Die imposante Größe und der in einem bemerkenswert guten Zustand erhaltene schillernde grüne Lackdekor lassen unmittelbar erkennen, dass es sich bei diesem Vasenpaar um etwas ganz Besonderes handelt. Samuel Wittwer benennt in seinem Aufsatz zahlreiche ähnliche Stücke für die Dekoration der königlichen Schlösser. Sie standen in Charlottenburg, dem Berliner Schloss ebenso wie in Sanssouci, wo eine gleichfalls grün bemalte Vase nachweisbar ist. Wittwer stützt seine Datierung darauf, dass solche Lackobjekte erst in den 1840er Jahren in den Inventaren auftauchen, z.B. wird Königin Elisabeth mit gleichen "Vasen, chinesisch, grün mit Figuren und Blumen in halberhabener Arbeit mit Bronzerand und Fuß" beschenkt (Wittwer, a.a.O., S. 243). Die Vasen, in zahlreichen Größen produziert, prägen eine exklusive Mode dieser Epoche, der frühen Regierungszeit von Friedrich Wilhelm IV. Gerade in den größten Exemplaren, wie in den hier vorgestellten, drückt sich auch der Stolz auf die technische Perfektion der neuen Erzeugnisse aus.
Provenienz
Kopenhagener Privatsammlung.
Literaturhinweise
Die Herkunft und Datierung dieser Lackvasen blieb lange Zeit rätselhaft. Otto v. Falke datierte die "barbarische Überdekoration" (Altberliner Fayence, Berlin 1923, S. 39) vorsichtig in die Zeit nach 1790. Die beiden bei ihm erwähnten Vasen standen ehemals im Berliner Schloss (schwarz mit Perlmutteinlagen, H 100 cm) und im Schloss Sanssouci (eine Gu-Form, grün mit farbiger Lackmalerei, H 88 cm). Samuel Wittwer korrigierte die Datierung in die Zeit nach 1840 im Aufsatz "Berliner Lackvasen" (Kat. Schwartz Porcelain, Münster 2004, S. 237 ff).