Pieter Schoubroeck - Die Errettung der Juden vor den trunkenen Elefanten König Ptolemaios´ IV. Philopator - image-1

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Pieter Schoubroeck - Die Errettung der Juden vor den trunkenen Elefanten König Ptolemaios´ IV. Philopator

Auktion 1153 - Übersicht Köln
30.05.2020, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 93.750 € (inkl. Aufgeld)

Pieter Schoubroeck

Die Errettung der Juden vor den trunkenen Elefanten König Ptolemaios´ IV. Philopator

Öl auf Kupfer. 64 x 83 cm.

Diese Landschaft Pieter Schoubroecks, seit mehreren Generationen in einer westdeutschen Kunstsammlung, ist höchst bemerkenswert aufgrund ihres großen Formats, ihrer figurenreichen Komposition, vor allem aber auch wegen ihrer außergewöhnlichen Ikonografie.
Die weite Landschaft wird bevölkert von einer großen Menschenmenge, die sich über den gesamten Vordergrund verteilt. Offensichtlich ereignet sich etwas Dramatisches: Männer werden von Soldaten zusammengetrieben und gefesselt. Männer und Frauen beten, einige schauen verzweifelt gen Himmel, andere bitten die Soldaten um Gnade. Das Bildlicht, das einzelne Teile des Geschehens schlaglichtartig beleuchtet, steigert die Dramatik der Darstellung.

Die Ikonografie lässt sich nicht ohne weiteres aus dem Geschehen im Vordergrund herleiten. Sie erschließt sich erst, wenn man den Hintergrund betrachtet, wo man bei genauerem Hinsehen eine Horde von Elefanten zwischen Soldaten erkennt. Diese Elefantenhorde weist auf eine Erzählung aus dem Alten Testament hin, die in der Kunstgeschichte kaum einmal dargestellt worden ist: Der vergebliche Versuch König Ptolemaios´ IV. Philopator, das jüdische Volk durch trunkene Elefanten töten zu lassen, von dem das apokryphe Dritte Buch der Makkabäer erzählt.
Nachdem König Ptolemaios IV. Philopator der Zugang zum Tempel in Jerusalem verweigert wird, beschließt er, alle Juden töten zu lassen. Durch göttliche Intervention wird er mehrmals daran gehindert. Erzürnt darüber ersinnt er schließlich einen perfiden Plan: Er befiehlt seinen Soldaten, die Kampfelefanten durch Wein und Weihrauch trunken zu machen und sie auf die zusammengetriebenen Juden zu hetzen. Als die Lage hoffnungslos scheint, greifen zwei Engel ein. Sie sorgen dafür, dass die Elefanten auf die königlichen Soldaten losgehen und diese niedertrampeln. Daraufhin lässt der König von seinen Plänen ab und beschenkt die Juden reichlich.

Interessanterweise ist die außergewöhnliche biblische Erzählung auch von einem niederländischen Künstler behandelt worden, der mit Pieter Schoubroeck in Verbindung stand, und zwar von Gillis van Valckenborch (vgl. Abb. 1; Paris, Musée du Louvre, sowie Braunschweig, Herzog-Anton-Ulrich-Museum; Anm. 1). Wie beim vorliegenden Gemälde mäandert auch in Valckenborchs Kompositionen der Blick des Betrachters zunächst durch eine Figurenmasse im Vordergrund, die Handlung erschließt sich erst durch das Geschehen im Hintergrund. Es ist sicherlich kein Zufall, dass die beiden flämischen Künstler im deutschen Exil, die sich gekannt haben müssen, dieses Thema darstellten. Es wäre zu klären, wie die Kompositionen der beiden Künstler zueinanderstehen.
Die vorliegende Landschaft vereinigt zwei künstlerische Vorlieben Pieter Schoubroecks: Zum einen figurenreiche Landschaften, wie wir sie etwa auch in seiner Amazonenschlacht finden (Dresden, Staatliche Kunstsammlungen); zum anderen fantastische Landschaften mit außergewöhnlichen Farb- und Lichteffekten, wie sie die zahlreichen Darstellungen des brennenden Troja zeigen. So ist nachvollziehbar, dass eine Geschichte wie die der trunkenen Elefanten des Königs Ptolemaios IV. Philopator für einen Landschaftsmaler wie ihn höchst reizvoll war.

Anm. 1: Nachdem die Ikonografie von Gillis van Valckenborchs Gemälden erst spät identifiziert worden ist, wurde sie jüngst wieder in Frage gestellt, unter anderem mit dem Hinweis, dass Valckenborch Lutheraner gewesen sei und die Lutherbibel das Dritte Buch der Makkabäer nicht enthalten habe. Schoubroeck war jedoch Calvinist und konnte entsprechend die biblische Erzählung kennen. Das vorliegende Gemälde Schoubroecks bezeugt, dass es sich auch bei Valckenborchs Gemälden um die Geschichte von König Ptolemaios IV. Philopator handelt und nicht um die Niederlage Sanheribs, wie vorgeschlagen worden ist. Zur Ablehnung der Ikonografie von Valckenborchs Gemälden vgl. Alexander Wied: Frederik und Gillis van Valckenborch. Zwei Italo-Flamen im deutschen Exil. Wien 2016, S. 154-160.

Abb. 1/Ill. 1: Gillis van Valckenborch, Die Errettung der Juden vor den trunkenen Elefanten König Ptolemaios´ IV. Philopator / The Israelites rescued from the drunken Elephants of King Ptolemy IV Philopator, Paris, Musée du Louvre © bpk / RMN - Grand Palais / Franck Raux

Provenienz

Seit mehreren Jahrzehnten in einer westdeutschen Privatsammlung.