Jan Mijtens - Die Bekränzung des Mirtillo - image-1

Lot 2074 Dα

Jan Mijtens - Die Bekränzung des Mirtillo

Auktion 1153 - Übersicht Köln
30.05.2020, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 80.000 € - 90.000 €
Ergebnis: 87.500 € (inkl. Aufgeld)

Jan Mijtens

Die Bekränzung des Mirtillo

Öl auf Leinwand (doubliert). 155 x 170 cm.

Jan Mijtens hier präsentiertes Gemälde ist eines der größten und thematisch sehr seltenen Werke des Malers. Es reflektiert den Geist einer Epoche, die ihren Anfang in Italien im späten 16. Jahrhundert hatte, deren Ursprung aber zurückgeht bis zu Dichtern der Antike wie Horaz oder Vergil, die das Thema der sogenannten Pastorale in der Literatur einführten. Die Pastorale ist eine Idealisierung des Land- und Naturlebens als Quelle des Glücks, des Friedens und Harmonie im mythischen Arkadien. Wichtigster Ausdruck als Zeitgeist im 16. Jahrhundert ist wohl die Villenarchitektur des Veneto mit ihren dekorativen Freskenzyklen sowie eine Reihe literarischer und bildnerischer Werke.
1590 erschien in Venedig das Theaterstück „Il pastor fido“ von Giovanni Battista Guarini, das seit 1618 in mehreren Auflagen auch in niederländischer Sprache vorlag. Die hier geschilderte Geschichte von Amarillys und Mirtillo hatte vor Mijtens u. a. auch schon van Dyck, Abraham Bloemaert oder Ferdinand Bol zu großformatigen Kompositionen inspiriert. Gewählt wurde dabei meistens die Krönungsszene des als Frau gekleideten Mirtillo. Er ist der Sieger eines Kusswettbewerbs, der wiederum Ausgangspunkt für die anschließend geschilderte Liebesgeschichte von Amaryllis und Mirtillo ist.
Das vorliegende Gemälde wird von A. N. Bauer (op. cit.) in die 1660er Jahre datiert. Es entstand also auf dem Höhepunkt der künstlerischen Karriere von Mijtens, der zu diesem Zeitpunkt einer der gefragtesten und produktivsten Haager Künstler war. Insgesamt hat Mijtens nur drei pastorale Szenen gemalt. Sie sind kompositorisch vor allem mit seinen schönen Familienbildnissen in Verbindung zu bringen, in denen, wie hier, ein mittlerer Landschaftskorridor die Figurengruppen teilt und das Auge des Betrachters in die Bildtiefe führt.

Provenienz

Sammlung Dingley (?). - Galerie Goldschmidt. - Dr. Wallenstein, Berlin 1931. - Sammlung H. Behner, Berlin 1943. - Sotheby´s London 04.04.1984, Lot 176. - Belgische Privatsammlung.

Literaturhinweise

McNeill Kettering: The Dutch Arcadia: Pastoral Art and its Audience in the Golden Age, 1983, S. 116, 165, Anm. 34 und 194, Abb. 176. - A. Peter: Überlegungen zur holländischen Bildnis- und Genremalerei am Ende ihres Goldenen Zeitalters, Dissertation Justus-Liebig Universität, Gießen. - A. N. Bauer: Jan Mijtens (1613/14-1670). Leben und Werk, Petersberg 2006, S. 81/82, 279/280 und 430, Nr. A156, Abb. 156, Farbtafel XXXV.

Ausstellung

Utrecht 1993, S. 233/234, S. 310, Abb 44.2.