Carl Spitzweg - Samstag-Nachmittag (Dorfpfarrers Morgenspaziergang) - image-1

Lot 2538 Dα

Carl Spitzweg - Samstag-Nachmittag (Dorfpfarrers Morgenspaziergang)

Auktion 1153 - Übersicht Köln
30.05.2020, 14:00 - Kunst des 19. Jahrhunderts
Schätzpreis: 50.000 € - 60.000 €
Ergebnis: 125.000 € (inkl. Aufgeld)

Carl Spitzweg

Samstag-Nachmittag (Dorfpfarrers Morgenspaziergang)

Öl auf Holz. 21 x 29 cm.
Monogrammiert unten links: S im Rhombus.

Spaziergänger in einer Landschaft gehören zu den bedeutendsten und immer wiederkehrenden Sujets im Oeuvre von Spitzweg. Stellte er in seinem Frühwerk überwiegend Einzelfiguren dar, so dominieren später mehrfigurige Werke, wobei der Landschaft eine immer größere Bedeutung zukommt. Im vorliegenden, um 1865-70 zu datierendem Gemälde wird ein einsamer Spaziergänger - laut Bildtitel der Dorfpfarrer - lediglich von seinem Hund begleitet. Ob der Künstler, der lebenslang Junggeselle blieb, mit den häufigen Einzelfiguren autobiographische Anspielungen verband, muss offenbleiben. Häufig anzutreffen in Spitzwegs Oeuvre ist auch das Motiv einer bildeinwärts schreitenden Figur, das letztlich auf die Rückenfiguren Caspar David Friedrichs zurückgeht.
Unsere mit lockeren Pinselstrichen ausgeführte, hell strahlende Landschaft wird von fein abgestuften Grüntönen dominiert, zu denen in der oberen linken Ecke das helle Blau eines leicht bewölkten Himmels kontrastiert. Spitzweg hat seine Landschaftsdarstellungen durch eine Vielzahl von Skizzen vorbereitet, die direkt nach der Natur entstanden. Er bewahrte diese Skizzen zeitlebens auf und hat sie teils mehrfach verwendet. Zu unserem Gemälde finden sich Detailzeichnungen der Landschaft, des Weges und der Figur des Dorfpfarrers im Skizzenbuch von 1864. Den Landschaftsausschnitt unseres Bildes griff Spitzweg wenige Jahre später sehr ähnlich in seinem Gemälde „Kirchgang im Ampertal“ wieder auf, das sich heute in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden befindet.

Provenienz

Dr. Balthasar Unterholzner (1834-1907), Wien (Sammlungsetikett verso auf der Tafel und dem Rahmen). – 1908 Fürstliche Sammlungen Liechtenstein, Inv.-Nr. 2132. – 1953 verkauft an die Kunsthandlung Alexander Gebhardt, München. - Sammlung Georg Schäfer, Schweinfurt (Sammlungsetikett verso auf der Tafel). – Süddeutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

Hermann Uhde-Bernays: Carls Spitzweg. Des Meisters Leben und Werk, München 5. Aufl. 1919, Abb. 18. - Fritz von Ostini: Aus Carl Spitzwegs Welt. 100 seiner schönsten Bilder mit Portrait und Biographie des Malers, Barmen 1924, S. 5. - Alois Elsen: Carl Spitzweg, Wien 1948, S. 124, Tafel 51. - Wilhelm Spitzweg: Der unbekannte Spitzweg, München 1958, Abb. vor S. 65. - Günther Roennefahrt: Carl Spitzweg. Beschreibendes Verzeichnis seiner Gemälde, Ölstudien und Aquarelle, München 1960, S. 279, Nr. 1280, Abb. S. 115. - Siegfried Wichmann: Ausst.-Kat. „Carl Spitzweg und sein Freundeskreis“, Haus der Kunst, München, 7.10.1967-7.1.1968, S. 46, Nr. 85, Abb. 42. - Konrad Kaiser: Ausst.-Kat. „Münchner Malerei von Kobell bis Spitzweg. Gemälde und Zeichnungen aus der Sammlung Georg Schäfer, Schweinfurt“, Erlangen, Rathaus, 12.-16.10.1969, S. 30-32, S. 50, Nr. 78. - Siegfried Wichmann: Carl Spitzweg 1808-1885. Die Chronologie der Signaturen im Werk von Carl Spitzweg. Frühzeit, Reifezeit, Spätzeit. Die Fälscher und ihre Methoden, Sindelfingen 1976, S. 45. - Siegfried Wichmann: Ausst.-Kat. „Carl Spitzweg und die französischen Zeichner Daumier, Grandville, Gavarni, Doré“, München, Haus der Kunst, 23.11.1985-2.2.1986, S. 489-90, Nr. 633. - Siegfried Wichmann: Carl Spitzweg. Kunst, Kosten und Konflikte, Frankfurt u. Berlin, 1991, S. 337, Nr. 328. - Siegfried Wichmann: Carl Spitzweg. Verzeichnis der Werke. Gemälde und Aquarelle, Stuttgart 2002, S. 452, Nr. 1152.

Ausstellung

Wiener Biedermeier-Maler und Carl Spitzweg aus den Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein Luzern, Kunstmuseum, 27.5.-2.10.1950, Nr. 370. - Deutsche Malerei. Ausgewählte Meister seit Caspar David Friedrich, Wolfsburg, Volkswagenwerk, 15.4.-13.5.1956, Nr. 176 (verso auf der Tafel Ausstellungsetikett). - Carl Spitzweg. Zur 150. Wiederkehr seines Geburtstages am 5. Februar 1958, München, Städtische Galerie im Lenbachhaus, 5.2-5.10.1958, Nr. 50. - Carl Spitzweg und sein Freundeskreis, München, Haus der Kunst, 7.10.1967-7.1.1968, Nr. 85. - Münchner Malerei von Kobell bis Spitzweg. Gemälde und Zeichnungen aus der Sammlung Georg Schäfer, Schweinfurt, Erlangen, Rathaus, 12.-16.10.1969, Nr. 78. - German Painting of the 19th Century, New Haven, Yale University Art Gallery, 15.10.-22.11.1971, Cleveland, Museum of Art, 9.12.1970-24.1.1971, Chicago, Art Institute, 27.2.-28.3.1971, Nr. 89 (verso auf dem Rahmen Ausstellungsetikett sowie auf der Tafel Etikett der Transportfirma Hasenkamp). - Carl Spitzweg und sein Münchner Malerkreis. Gemälde aus der Sammlung Georg Schäfer, Kiel, Kunsthalle, 7.5.-23.7.1972, Münster, Westfälischer Kunstverein, 5.8.-10.9.1972, Bielefeld, Kunsthalle und Kulturhistorisches Museum 24.9.-19.11.1972, Nr. 30. - Carl Spitzweg. Gemälde aus der Sammlung Georg Schäfer, Schweinfurt, Halle des Alten Rathauses, 7.9.-17.10.1976, Augsburg, Städt. Kunstsammlungen, Holbein-Haus, 11.12.1976-30.1.1977, Lübeck, Museum für Kunst und Kulturgeschichte, St. Annenmuseum, 6.3.-11.4.1977, Würzburg, Mainfränkisches Museum, 19.5.-3.7.1977, Nr. 30. - Carl Spitzweg und die französischen Zeichner Daumier, Grandville, Gavarni, Doré, München, Haus der Kunst, 23.11.1985-2.2.1986, Nr. 633 (verso auf der Tafel Ausstellungsetikett).