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Lot 13 D

Pablo Picasso - Deux femmes nues se tenant

Auktion 1155 - Übersicht Köln
19.06.2020, 18:00 - Moderne und Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 400.000 € - 500.000 €
Ergebnis: 325.000 € (inkl. Aufgeld)

Pablo Picasso

Deux femmes nues se tenant
1906

Graphitzeichnung, teils gewischt, auf festem Bütten mit Wasserzeichen "INGRES" 63,5 x 46,3 cm Unten rechts mit Bleistift signiert 'Picasso'.

“Two nudes”, wie diese herausragende Zeichnung des 23-jährigen Picasso in Ausstellungskatalogen auch bezeichnet wird, entstand in einer seiner fruchtbarsten Schaffensperioden zwischen Gósol in Spanien und Paris. Am Ende der Rosa Periode beginnen seine Studien zu einem seiner Hauptwerke „Les Desmoiselles d'Avignon“ (1907), welches einen Wendepunkt in seinem Schaffen darstellt. Picasso zeigte es zunächst wenigen Künstlerfreunden, die aber dessen epochale Bedeutung nicht erkannten - außer Getrude Stein. Sie war tief beeindruckt.

Unsere große Zeichnung kann man als eine der ersten Vorarbeiten dazu lesen. Sie diente direkt als Vorarbeit zu dem gleichnamigen Gemälde (Herbst 1906, 151 x 100 cm, Zervos Bd. 1 360, siehe Vergleichsabb.), heute in einer Schweizer Privatsammlung, und auch für die lavierte Tuschezeichnung „Femmes d'Andorre“ aus der Sammlung des Museum of Modern Art, New York.
Die vorliegende Zeichnung ist zudem im ersten Band von John Richardsons maßgeblicher Publikation „A life of Picasso, 1881-1906“ auf Seite 478 abgebildet, dort betitelt „Due nude, Gósol 1906“, die Provenienz damals Galerie Louise Leiris, Paris.
Eine weitere Vorzeichnung, „Bäuerinnen aus Andorra“ aus dem Sommer 1906 findet sich als Katalognummer 34 in Werner Spies' „Picasso“ (Tübingen 1986), auf Seite 21 ganzseitig abgebildet. Sie befindet sich in der Sammlung des Art Institute Chicago.
Bedeutend ist die Umwandlung der Begegnung zweier Frauen, die noch zu Zeiten der blauen Periode eine stark sozial-moralische Aussage besitzt, zu der reinen Addition zweier Frauen in Gósol. Diese gibt schließlich eine der frühesten wichtigen vorkubistischen Formvariationen ab. Das Nebeneinander der Frauen verliert dabei mehr und mehr an narrativem Gehalt - es gerät zu einer Art von Spiegelung, die die Mehransichtigkeit von Körpern auf einem Blatt festhalten muss.
Keine Arbeit ist dem Gemälde als Bozetto so nahe wie unsere sehr gut erhaltene, große Graphitzeichnung. Kurz danach entstand unter dem Einfluss von Paul Cézanne, der im selben Jahr starb und den Picasso als „unser aller Vater“ bezeichnete, die Weiterentwicklung unserer Zeichnung in dem berühmten Bild gleichen Titels (Zervos Bd. 1 366, siehe Vergleichsabb.), heute im Museum of Modern Art, New York.
Selten kommt eine so bedeutende Zeichnung des jungen Pablo Picasso auf den Markt.

Werkverzeichnis

The Picasso Project 06-218; Zervos Bd. 6 (Supplement Bd. 1-5) 875

Provenienz

Galerie Louise Leiris, Paris; Sammlung Augstein, Hamburg; Privatsammlung, Deutschland

Literaturhinweise

Josep Palau i Fabre, Picasso Vivent. The Early Years 1881-1907, Barcelona/Köln 1980/1981, Kat. Nr. 1351 mit Abb. S. 471 (“Sketch for ‘Two Nude Women Arm in Arm’”); John Richardson, A Life of Picasso Bd. 1, London u. a. 1991, S. 468 mit Abb. (“Two Nudes”); Alan Wofsy, Picasso's Paintings, Watercolors, Drawings and Sculpture. A Comprehensive Illustrated Catalogue 1885-1973, Volume 17: The Rose Period. The Picasso Project, Alan Wofsy Fine Arts, San Francisco 2012, Kat. Nr. 1906-218, S. 231 mit Abb. ("Nude Version of 'Two Andorran Peasant Women and Face of a Gósol Woman'"); Enrique Mallen (Hg.), Online Picasso Project, Huntsville (TX) 1997-2020, Kat. Nr. 06/317