Jean Michel Atlan - Ohne Titel - image-1

Lot 39 D

Jean Michel Atlan - Ohne Titel

Auktion 1155 - Übersicht Köln
19.06.2020, 18:00 - Moderne und Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 40.000 € - 60.000 €
Ergebnis: 66.250 € (inkl. Aufgeld)

Jean Michel Atlan

Ohne Titel
1958

Öl auf Leinwand 73 x 116 cm Gerahmt. Unten rechts schwarz signiert und datiert 'Atlan 58'. - In den weißen pastosen Partien mit unauffälligem Craquelé.

"With me it's rhythm, not superficial line rhythm, but the rhythm that creates forms, a rhythm that encounters coloured matter in a field of contradiction and resistance. (...) My work: perseverance, the invention of forms arising from more and more liberated rhythms but which nonetheless take place in an area of very articulate architecture." (Atlan, zit. nach: Jacques Polieri, Atlan. Catalogue Raisonne of the complete works, Paris 1996, S. 641).
In den ausgehenden 1950er Jahren, nach dem erzielten internationalen Durchbruch und der Anerkennung seiner spezifischen Leistung und seines individuellen Beitrages zur Entwicklung abstrakter Malerei in Frankreich, mehrten sich dennoch kurz vor seinem frühen Tod mit 47 Jahren die abgrenzenden Statements des Künstlers. Er suchte damit einer direkten Vereinnahmung durch allzu modische Begrifflichkeiten des damals heiß laufenden Kunstbetriebes und der "Ecole de Paris" zu begegnen. Atlan, algerischer Abstammung, sah sich selbst verwurzelt mit der Kunst Afrikas, er fühlte sich der fernen Kunst der Assyrer und Etrusker eher verwandt und bezeichnete sich letztendlich selbst als einen "Schamanen", dessen Kunst Wildheit, Magie, energetische Fülle und Urgewalten quasi umfasste. Er setzte seine Malerei dem abstrakten Tanz und dem absoluten "Rhythmus" gleich.
1958 hatte Atlan sich aufs Land zurückgezogen und arbeitete in seinem neuen Atelier zuweilen auf mehreren Leinwänden gleichzeitig, die sich zu impulsiv bewegten Diptychen und Triptychen fügten. Seine Malerei gewann aus dem Format und der sich verspannenden Binnenstruktur, aus dem Antagonismus von Linie und Fläche, von Grund und Figur ihre Beweglichkeit, wobei in seinen besten Gemälden seine individuellen Farbgründe und seine schwarzen Zeichen auf der Bildfläche in einen wie verzauberten räumlichen Dialog treten. Es sind jedoch weniger harmonische, sondern disruptive wie kraftvolle Elemente und Bewegungen, die seinen Ausdruck leiten.

Werkverzeichnis

Polieri 664

Provenienz

Privatsammlung; Loudmer, Paris, Auktion 20.6.1985, Lot XV.; Privatsammlung; Galerie Sander, Darmstadt (mit Keilrahmenaufkleber); Privatsammlung Hessen

Literaturhinweise

French Studies Contemporary Art, USA, Yale University 1958 (nach den Angaben bei Polieri)