Aristide Maillol - Baigneuse se coiffant (Femme les deux mains aux cheveux) - image-1
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Lot 45 Nα

Aristide Maillol - Baigneuse se coiffant (Femme les deux mains aux cheveux)

Auktion 1155 - Übersicht Köln
19.06.2020, 18:00 - Moderne und Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 30.000 € - 35.000 €
Ergebnis: 37.500 € (inkl. Aufgeld)

Aristide Maillol

Baigneuse se coiffant (Femme les deux mains aux cheveux)
1905

Bronze Höhe 38,1 cm Rückseitig auf dem Sockel mit dem ligierten Monogramm 'AM' im Kreis. Ohne Gießerstempel. Eines der von 1909 bis in die 1930er Jahre von Florentin Godard exklusiv gegossenen Exemplare einer ungezählten (nicht limitierten) Auflage. Lebzeitenguss. Edition Ambroise Vollard, Paris. - Mit schöner, bronzefarbener Patina, stellenweise heller aufgelichtet.

Maillols Akt der "Baigneuse se coiffant" von 1905 ist eine stehende weibliche Figur mit erhobenen Händen in ihrem langen, gelösten Haar. Es fällt ihr schmal über den Rücken und erinnert hier motivisch an die berühmten Monumentalreliefs von Matisse "Nu de dos" (I-IV, 1908-1930), zumal in der Neigung des Kopfes, der - aus der senkrechten Achse des Körpers verschoben - in die linke Armbeuge gebettet ist. Die geöffnete, spannungsvolle Bewegung innerhalb der geschlossenen Umrisse der nicht völlig gestreckten Gestalt entwickelt einen Anflug von Sensualismus und Drama, der den frühen Figurinen Maillols nicht eignet. Stofflich ist zudem der Kontrast von glatten und unruhigeren Oberflächen herausgearbeitet. Details der Form werden in diesem Exemplar besonders durch die Akzente einer differenzierten Patina betont.
Ambroise Vollard (1866-1939) richtete Aristide Maillol in seiner Galerie 1902 die erste Ausstellung aus, Edouard Vuillard hatte ihn auf die neuen plastischen Arbeiten des Freundes aufmerksam gemacht. Vollard wird Maillol zum frühen Mentor, er ist es auch, der wenig später die Bronzegüsse nach den Terrakotten anregt und initiiert, nicht zuletzt um Maillol finanziell erstmals wirksam zu unterstützen. Seine Galerie ist binnen weniger Jahre um 1900 zu einer wegweisenden, legendären Institution der Moderne mutiert, die von Künstlern, Kritikern, Sammlern, internationalen Museumsleuten, nicht zuletzt aus dem deutschen Kaiserreich, gezielt aufgesucht wird. Harry Graf Kessler soll, begleitet von Auguste Rodin, der den Künstlerkollegen uneingeschränkt bewunderte, Maillol erstmals bei Vollard persönlich getroffen haben. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass Vollard nicht nur die Vervielfältigung der Plastik Maillols verantwortete, sondern auch die Bronze-Editionen von Pierre Bonnard und des späten Auguste Renoir. Die Zusammenhänge verschränken sich, wenn 1908 Renoirs Porträt des Galeristen diesen mit einer Kleinplastik Maillols in Händen zeigt und der Maler selbst dem Bildhauer im Jahr zuvor, 1907, für eine Porträtbüste Modell gesessen hat.

Zertifikat

Mit einer Foto-Expertise von Ursel Berger, Berlin, vom 21. April 2020

Provenienz

Ehemals Jacques O'Hana Gallery, London (1972, dort erworben); Britische Privatsammlung, Famliennachlass; Privatbesitz Kanada

Literaturhinweise

Wir danken Olivier Lorquin, Musée Maillol, Fondation Dina Vierny, für freundlichen Kommentar und bestätigende Hinweise zur vorliegenden Bronzefigur.