Alexej von Jawlensky - Grosses Stilleben: Blumen in bauchiger Vase - image-1

Lot 55 Dα

Alexej von Jawlensky - Grosses Stilleben: Blumen in bauchiger Vase

Auktion 1155 - Übersicht Köln
19.06.2020, 18:00 - Moderne und Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 40.000 € - 50.000 €
Ergebnis: 75.000 € (inkl. Aufgeld)

Alexej von Jawlensky

Grosses Stilleben: Blumen in bauchiger Vase
1936

Öl auf leinenstrukuriertem festem Papier, auf Unterkarton (42,5 x 32,5 cm) montiert 25,2 x 17,3 cm Unter Glas gerahmt. Unten links rot monogrammiert und rechts datiert 'A.J. 36' sowie rückseitig auf dem Unterkarton mit schwarzer Tinte signiert, datiert und bezeichnet 'A. Jawlensky 1936. VI. N.1.' - Äußerst farbfrisch erhalten. Mit Reißnagellöchern in den Ecken,

Die Blumenstillleben sind ebenso wie die mystischen Köpfe und die „Meditationen“ Varianten eines immer gleichen Motivs.
Alexej von Jawlensky hatte nach der Auflösung der Künstlergemeinschaft „Blauer Reiter“ und seinem kriegsbedingten Umzug in die Schweiz - als russischer Staatsbürger war ihm der Aufenthalt nach Beginn des I. Weltkriegs in Deutschland nicht mehr möglich - bereits immer denselben Ausschnitt aus seinem Fenster im Haus in Saint-Prex als Bühne für auch jahreszeitlich wechselnde Ansichten desselben Motivs ausgewählt und die Vegetation in seinem Garten in den sogenannten „Variationen“ festgehalten.
In den 1930er Jahre arbeitet der schwer kranke Künstler, beinahe bewegungsunfähig, in kleinen Formaten und wiederholt dieselben Bildthemen wie Blumen oder kleine Heilandsgesichte immer wieder. In seiner Wiederholung derselben Bildthemen scheint es nun, der Künstler habe das Substrat aus einem Thema destillieren wollen und mithin das Allgemeingültige eines Gegenstandes dargestellt. Natürlich gleicht kein Blumenbild oder Heilandsgesicht dem anderen. Vielmehr fließen hier nicht mehr auch äußere Einflüsse wie bei den früheren „Variationen“, sondern die eigenen unterschiedlichen Stimmungen des tief religiösen Künstlers in die jeweilige Bildtafel ähnlich einem Tagebuch ein.
„Ab 1934 war er gezwungen seine Bildformate drastisch [aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen] zu reduzieren, dennoch begann er seine letzten Gemäldeserien: die Meditationen und die späten Blumenstillleben. […] Diese sind meistens auf dem von ihm geschätzten, strukturierten Papier gemalt, welches er, Lisa Kümmel oder der befreundete Wiesbadener Künstler Alo Altripp auf dünnen Bristolkarton aufklebte. Die Maße der in den Jahren 1934 und 1935 entstandenen Meditationen betragen 17 x 13 cm, ab 1936 auch ein Format von 25 x 17 cm. Die Blumenstillleben weisen ebenfalls diese Maße auf, jedoch erschuf Jawlensky in den seltenen schmerzfreien Stunden mit Freude großformatigere Werke voller Lebenskraft“. (Angelica Jawlensky Bianconi, Alexej von Jawlensky: „Ich meditiere mit Farben“, in: Ausst. Kat. Alexej von Jawlensky, Jena 2012, S. 17).
Unser Gemälde zeichnet sich durch das größere Format, das von den üppigen, voll blühenden Pflanzenköpfen ausgefüllt ist, und seine ausgesprochen fröhliche bunte Farbgebung aus. Das Blumenstillleben ist Ausdruck von Jawlenskys Freude an der Schönheit der Natur.

Werkverzeichnis

Maria Jawlensky/Lucia Pieroni-Jawlensky/Angelica Jawlensky III 2004. Wir danken Angelica Jawlensky Bianconi, Alexej von Jawlensky-Archiv S.A., Muralto, für ergänzende Hinweise.

Provenienz

Privatsammlung; Kunsthaus Lempertz, Köln, Kunst des XX. Jahrhunderts, Auktion 497, 30.11.1967, Los 381 mit Abb. S. 12; seitdem Privatbesitz Süddeutschland