Horst Antes - Kopf für Emilio - image-1

Lot 58 D

Horst Antes - Kopf für Emilio

Auktion 1155 - Übersicht Köln
19.06.2020, 18:00 - Moderne und Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €

Horst Antes

Kopf für Emilio
1966/1967

Acryl auf Leinwand. 90 x 80 cm. Mit Atelierleiste gerahmt. Rückseitig auf der Leinwand signiert, datiert und beschriftet 'Antes 1966/67 Porträt' sowie mit Widmung 'für Emil Cimiotti'. - Mit leichten Altersspuren.

Die Kopffüßler von Horst Antes sind Menschenzeichen, reduziert auf einige Fragmente des menschlichen Körpers, die der Künstler als besonders wesentlich erachtet. Entweder sind sie auf die alleinige Darstellung des Kopfes reduziert, der grundsätzlich überproportional vergrößert wird, oder noch um Beine und Füße, gelegentlich auch um Arme erweitert. Der Rumpf ist praktisch nie Teil der Darstellung, er wird von Antes als unwichtig vernachlässigt.
„Also nicht das objektive Maß des Menschen, sondern die subjektive Sicht auf das Maßverhältnis des Körpers und seine Funktionen ist von Belang. Ein von Antes erwähnter Vergleich mag hier angeführt werden, in dem er die Dimension des fühlbar kranken Zahnes als Maßverhältnis angibt. Denn weil dieser Zahn schmerzt, ist er viel größer als gewöhnlich. Das Maß der Körperteile wird bestimmt durch die Dimension der ihm zugedachten Funktion. Daher kommt es, dass Augen in Antes' Figuren gleich zweimal auftauchen, Füße oder Nasen besonders groß oder Ohren gar nicht vorhanden sind. Einzelteile des Körpers werden nicht nach den Regeln der Gesetzmäßigkeit zusammengebracht, sondern als Einzelteile bewußtgemacht.“ (Ulrike Lehmann, in: Horst Antes. Druckgraphik, farbige Blätter, Zeichnungen, Collagen und Skulpturen, Ausst.Kat. Sprengel Museum Hannover 1989, S.15).
Geht man von dieser Definition aus, so kann man in dem hier angebotenen „Porträt für Emilio“, dem Bildhauer Emil Cimiotti gewidmet, auf die Suche nach Elementen gehen, die für Antes in diesem Bildnis von besonderer Bedeutung sind. Die überdimensionierte Nase, die den Kopf dominiert, und die doppelten Augen finden sich vielfach bei seinen Kopffüßlern. Auffällig sind Körperteile, die Antes sonst oft vernachlässigt, hier aber explizit mit in den Bildausschnitt aufnimmt: die Hand, die eine Art schwarze Binde seitlich an den Kopf zu pressen scheint, und die Schultern, die das Bildnis zu einem geradezu klassischen Schulterstück erweitern. Ungewöhnlich sind auch die lebhaften Farbtöne, die die Haut als kleine, unregelmäßige Flecken überziehen und einen heiteren Kontrast zu den umgebenden schwarzen Flächen bilden.

Werkverzeichnis

Studienstiftung Horst Antes (Hg.), Horst Antes, Werkverzeichnis der Gemälde 1965-1968, Bd.2, Künzelsau 2017, WVZ-Nr. 1967-4 (Werkverzeichnis von Volker Volkens)

Provenienz

Direkt vom Künstler; Sammlung Emil Cimiotti, Wolfenbüttel

Ausstellung

Iserlohn 2006 (Villa Wessel), Horst Antes, Frühe Arbeiten
Recklinghausen 1983 (Städtische Kunsthalle), Ruhrfestspiele, Wer zeigt sein wahres Gesicht?
New Delhi 1971 (Lalit Kala Akademi), Second Triennale India (mit rückseitigem Aufkleber)
Hannover 1968 (Kunstverein), 129. Frühjahrsausstellung, Deutsche Kunst heute, german art today, Ausst.Kat., S.77 mit Abb.