Raoul Dufy - Le Jardin à Munich - image-1

Lot 63 D

Raoul Dufy - Le Jardin à Munich

Auktion 1155 - Übersicht Köln
19.06.2020, 18:00 - Moderne und Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 100.000 € - 130.000 €
Ergebnis: 125.000 € (inkl. Aufgeld)

Raoul Dufy

Le Jardin à Munich
1909/1910

Öl auf Leinwand, randdoubliert 55 x 46 cm Gerahmt. Unten links schwarz signiert 'Raoul Dufy'. - In farbfrischer Erhaltung

Unter dem Einfluss der Werke Cézannes und durch das gemeinsame Arbeiten mit Georges Braque wandte sich Raoul Dufy um 1908 dem Kubismus zu. Die zuvor leuchtende Farbigkeit seiner fauvistischen Werke wich einem eher verhaltenen Kolorit. Formale, konstruktive Fragen standen nun im Vordergrund. Mit seinem Studienfreund Émile-Othon Friesz reiste Dufy 1909 nach München, der Aufenthalt schlug sich im Oeuvre beider Maler mit mehreren Bildern nieder. Während sich Friesz auf die Ansichten von verschneiten Münchner Plätzen konzentrierte, schuf Dufy Straßen- und Parkansichten, die einzelne Gebäude mit der umgebenden Vegetation, teils auch mit flanierenden Passanten verbinden. Interessant ist der formale Kontrast zwischen den blockhaft-kubischen Bauten im Mittel- oder Hintergrund und den im Vordergrund platzierten winterlich kahlen Bäumen. Sie sind zeichenhaft auf einer Art Federform reduziert und scheinen von Dufy nicht als motivische Staffage, sondern gleichwertig zu den Gebäuden gesehen worden zu sein (vgl. etwa „La Garde à Munich“, Laffaille 292, oder „Paysage de Munich“, Laffaille 295).
Der Titel unseres Werkes „Jardin à Munich“ lässt sofort an den Englischen Garten denken, plausibel wäre aber auch eine Verortung im Botanischen Garten. Der Blick des Betrachters wird in dieser frühlingshaften Landschaftsansicht aus erhöhter Position heraus über eine Art Wäldchen gelenkt. Summarisch stellen braun und grün gehaltene Flächen die Bäume dar, einzelne Linien von Stämmen und Ästen sowie elliptische Umrisse von Baumkronen stechen hervor. Sogar eine Art Palmenform lässt sich links im Bild ausmachen. Nicht eindeutig zu entschlüsseln ist der monolithische Gebäudeblock, der fensterlos und mit abgeflachtem bläulichem Dach sowie einer angedeuteten Balustrade über den Bäumen aufragt. Dufy kombinierte die weiche malerische Behandlung der Farbe mit einer präzisen geometrischen Konstruktion, indem er den Baumbestand auf das zentral darüber gesetzte Gebäude und damit zu einer pyramidalen Form zulaufen lässt.

Werkverzeichnis

Nicht bei Laffaille

Zertifikat

Mit einer Foto-Expertise von Fanny Guillon-Laffaille, Paris, vom 7. Juni 1993
Wir danken Fanny Guillon-Laffaille für ergänzende Informationen.

Provenienz

Nachlass des Künstlers; Sammlung Gérard Oury, Frankreich; Christie's London, Impressionist and Modern Paintings, Watercolours and Sculpture, Part II, 30. November 1993, Lot 195; Kunsthaus Bühler, Stuttgart (1995); Privatbesitz Baden-Württemberg

Ausstellung

Spa 1994 (Casino), Raoul Dufy, Kat. Nr. 3 mit Farbabb.; Stuttgart 1995 (Kunsthaus Bühler), Raoul Dufy, Kat. Nr. 17 mit Farbabb.