Karel Appel - Ohne Titel - image-1

Lot 73 D

Karel Appel - Ohne Titel

Auktion 1155 - Übersicht Köln
19.06.2020, 18:00 - Moderne und Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 80.000 € - 120.000 €
Ergebnis: 281.250 € (inkl. Aufgeld)

Karel Appel

Ohne Titel
1955

Öl auf Leinwand. 100 x 72 cm. Gerahmt. Signiert und datiert 'k.appel '55'. - Mit leichten Altersspuren.

Karel Appel orientiert sich ab Ende der 1940er Jahre künstlerisch an Kinderzeichnungen. Er macht sich die naive Unbefangenheit und unbändige Phantasie zu eigen, mit denen Kinder sich malerisch ausdrücken und übernimmt auch die kindlichen Bildinhalte. Die Darstellungen von verschiedensten Tieren, die miteinander oder mit menschlichen Wesen interagieren, gehören in seinem Werk zu den häufigsten Motiven.
Ein komplexes Gefüge von Linien, das in seiner Wucht und Pastosität den zugrundeliegenden exzessiven Malprozess sichtbar macht, fügt sich auf der Leinwand zu einer Darstellung von zwei Wesen, von denen das untere sich als Esel oder Katze, das obere als fratzenhafter Katzenkopf oder als Huhn lesen lässt. Der Hintergrund, in der oberen Hälfte schwarz, in der unteren orangebraun, lässt das Weiß und Gelb des Liniengerüstes deutlich hervortreten. Die plastische Präsenz der Farbe dominiert das Gemälde, kein Detail der Darstellung trägt zur Klärung des Bildinhaltes bei. Die Komposition entspringt allein der Fantasie und dem überbordenden Schaffensdrang des Künstlers, sie steht damit ganz im Einklang mit den künstlerischen Grundsätzen von COBRA.
Appel selbst äußert sich über die Bestrebungen, die ihn und seine Künstlerkollegen antreiben, rückblickend folgendermaßen: „Cobra war die einzige wirklich neue Bewegung nach dem Krieg in Europa. Eine wirkliche Bewegung wie Dada, der Surrealismus, der Tachismus und so weiter. Alle diese Bewegungen existierten vor dem Krieg, und sie hatten nichts Neues zu bieten. Aber die Cobra-Gruppe begann neu, und als erstes warf sie alles über Bord, was wir kannten, und begann von vorne wie ein Kind - frisch und neu. Manchmal wirkt mein Werk sehr kindlich oder naiv, schizophren oder blöd. Aber das war wichtig für mich. Denn für mich ist das Material die Farbe selbst. Die Farbe drückt sich selbst aus. In der Farbmasse finde ich meine Imagination. Ich male die Imagination, die ich im Material finde, mit dem ich male.“ (Karel Appel, zit. nach: COBRA 1948-51, Ausst.Kat. Kunstverein Hamburg 1982, S.54)

Provenienz

Sammlung W.M. Smit, Belgien; Christie's, Amsterdam, 7.12.1994, Lot 406; Galerie Michael Haas, Berlin (mit rückseitigem Aufkleber); Privatsammlung, Bayern

Literaturhinweise

Michel Ragon, Karel Appel, Peinture 1937-1957, Paris 1988, S.531, Taf.828 mit Farbabb.