Mela Muter (Maria Melania Mutermilch) - Kellerkinder - image-1

Lot 92 Nα

Mela Muter (Maria Melania Mutermilch) - Kellerkinder

Auktion 1155 - Übersicht Köln
19.06.2020, 18:00 - Moderne und Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 80.000 € - 100.000 €
Ergebnis: 100.000 € (inkl. Aufgeld)

Mela Muter (Maria Melania Mutermilch)

Kellerkinder
1916

Öl auf Leinwand, doubliert 109 x 88,5 cm Gerahmt. Unten rechts schwarz signiert 'Muter'. Rückseitig auf dem Keilrahmen mit Galerie- und Transportaufklebern. - Mit wenigen einzelnen Retuschen. Zu den Seitenrändern mit kleinen Farbausbrüchen durch Aufziehen auf neuen Keilrahmen.

Darstellungen von Mutterschaft und Kinderbildnisse waren von jeher zentrale Themen im Oeuvre Mela Muters. Mit dem gleichen tiefen Einfühlungsvermögen, das sie all ihren Modellen entgegenbrachte, porträtierte sie von Armut, Hunger und Krankheit gezeichnete Mütter und Kinder in einer Intensität, die ihresgleichen sucht. Die Porträtierten werden weder anklagend noch Mitleid heischend vorgeführt. Sie sind mit kraftvoller Präsenz ins Bild gesetzt und bieten dem Betrachter mit ernstem Stolz die Stirn.
Das Motiv der „Kellerkinder“, Doppelporträts kleiner Mädchen, die schräg ins Bild gesetzt zum Betrachter aufblicken, malte Muter im Jahr 1916 zweimal in großem Format. Ein in der 1966 in Oslo ausgerichteten Einzelausstellung gezeigtes und auf dem damaligen Ausstellungsfaltblatt abgebildetes Gemälde („Kjellerbarn“, 1916, 108 x 84 cm) zeigt zwei Mädchen etwas voneinander abgerückt auf Schemel und Stuhl sitzend, mit einfachen Kleidern und derben Schnürstiefeln bekleidet, den starren Blick auf ein unbestimmtes Ziel gerichtet.
In dieser Auktion wird das andere Gemälde mit dieser Motivik angeboten. Muter setzte hier zwei Mädchen, wohl Schwestern, als kompositorische und inhaltliche Einheit in das Zentrum des Bildes. Sie sind stärker als die Kinder der oben beschriebenen Version vom Elend ihrer Lebensumstände gezeichnet. Die Füße der einen sind nackt, die andere trägt viel zu große Frauenschuhe. Ihre blassen, spitzen Gesichter haben alles Kindliche, Unschuldige verloren. Die Mädchen sitzen aneinander gelehnt, die Hände berühren sich. Der Unterstützung der jeweils anderen gewiss, blicken sie den Betrachter mit einer Mischung aus Misstrauen und Trotz unmittelbar an. Die Tiefe und Intensität dieses Blicks fasziniert und beunruhigt, er ruft eine Sogwirkung hervor, die fast alle Porträts Mela Muters kennzeichnet. Durch die Farbgebung der Kleider - das eine rot, das andere weiß - wird der kompositorische Einklang aufgebrochen. Sie schimmern inmitten der Braun-, Grau- und Beigetöne, die den Bildraum dominieren, und schenken den beiden Porträtierten eine stärkere Individualität.

Provenienz

Nachlass der Künstlerin; Galerie Gmurzynska, Köln; Galerie Jean-Claude Bellier, Paris (mit rückseitigem Transportaufkleber); Galerie Bargera, Köln (mit rückseitigem Aufkleber); Privatbesitz Israel

Ausstellung

Köln 1966 (Galerie Gmurzynska), Mela Muter. Bilder, Aquarelle, Zeichnungen, vermutlich Kat. Nr. 17 ("Zwei Mädchen", 1916, 108 x 84 cm); Köln 1967 (Galerie Gmurzynska), Mela Muter - Retrospektiv-Ausstellung, Kat. Nr. 23 mit ganzseitiger Abb.