Unbekannter Probeteller mit Muschelrelief - image-1

Lot 639 Dα

Unbekannter Probeteller mit Muschelrelief

Auktion 1159 - Übersicht Köln
13.11.2020, 09:30 - Kunstgewerbe inkl. Sammlung Renate und Tono Dreßen
Schätzpreis: 6.000 € - 8.000 €
Ergebnis: 11.250 € (inkl. Aufgeld)

Unbekannter Probeteller mit Muschelrelief

Porzellan, polychromer Emaildekor, Vergoldung. Flach, mit konzentrischem geschweiftem Muschelrelief. Im Spiegel drei konzentrisch gelegte naturalistische Fischdarstellungen, dazwischen drei Hummer. In den größeren Segmenten der Fahne alternierend je drei Jakobsmuscheln, sehr fein mit Kupferlüster gemalt, und drei Kaurischnecken. Blaumarke Schwerter, blaues Zeichen im Standring, Dreherzeichen für Johann Daniel Rehschuh. Mehrere kleine restaurierte Randchips. D 24,4 cm.
Meissen, um 1737, das Modell von Johann Joachim Kaendler.

Unter den bisher von Ulrich Pietsch und Melitta Kunze-Köllensperger publizierten Probetellern zum Schwanenservice gibt es zwei Exemplare, die belegen, dass es sich auch bei diesem wappenlosen Teller möglicherweise um ein Stück handelt, das Kaendler seinem Auftraggeber, Heinrich Graf von Brühl, als Dessin vorstellte. Das Relief „... in Gestalt einer Muschel ...“ (Pietsch 2002, S. 39), wie es Kaendler in seinen Arbeitsberichten von April 1736 beschreibt, darf als mögliche Alternative oder Vorstufe zu dem berühmten „Schwanen Dessin“ betrachtet werden. Melitta Kunze-Köllensperger publizierte erstmals einen Probeteller desselben Modells aus dem Fotoarchiv der Porzellansammlung, Dresden, der noch mit dem Brühl'schem Freiherrn-Wappen dekoriert ist: laut Berling wurde dieser Teller 1913 noch in Schloss Pförten aufbewahrt, heute gilt er als verloren. Ulrich Pietsch reproduzierte eine 1913 von Karl Berling veröffentlichte Zeichnung des Tellers, dessen Dekorschema mit einem zentralen großen Wappen auf einer Konsole allerdings noch dem Service für Graf Sulkowski folgt. Der zweite zum Vergleich herangezogene Probeteller befindet sich im Besitz des Kunsthandels Elfriede Langeloh. Basierend auf dem Modell des endgültigen Schwanenreliefs ist er auf der Fahne mit dem seit Mai 1737 gebesserten, reichsgräflich Brühl´schen Wappen sowie einer Jakobs- oder Pilgermuschel bemalt. Das hier vorgestellte Stück ist also in diesem Zusammenhang zu betrachten.

Literaturhinweise

Abgebildet im Kat. Blütenlese. Meißener Porzellan aus der Sammlung Tono Dreßen, München 2018, S. 93.
Vgl. Kat. Schwanenservice, Dresden-Leipzig 2000, S. 28, Abb. 12 und 13.
Zu den Probetellern des Schwanenservices s. Kunze-Köllensperger, Neues zum Schwanenservice: Relief - Probeteller - Wappen, in: Keramos 241/242/2018, S. 53 ff., Abb. 1 und 7.