Teller aus einem Service mit dem Wappen des schwedischem Königs - image-1

Lot 667 Dα

Teller aus einem Service mit dem Wappen des schwedischem Königs

Auktion 1159 - Übersicht Köln
13.11.2020, 09:30 - Kunstgewerbe inkl. Sammlung Renate und Tono Dreßen
Schätzpreis: 6.000 € - 8.000 €
Ergebnis: 16.250 € (inkl. Aufgeld)

Teller aus einem Service mit dem Wappen des schwedischem Königs

Porzellan, polychromer Emaildekor, Vergoldung, brauner Randstreifen. Modell Marseille, flach. In Spiegelmitte das von zwei bekrönten Löwen gehaltene große bekrönte Wappenschild auf einer Konsole mit einer purpurnen Tuchdraperie, darunter Goldranken und Purpurlüsterfelder. Kleine gestreute indianische Blumen. Blaumarke Schwerter, nicht identfiziertes Dreherzeichen zwei vertiefte Kreuze. D 22,6 cm.
Meissen, 1732.

Für den Katalog "Fragile Diplomacy" recherchierte Lars Ljungström die Geschichte des diplomatischen Geschenks des sächsischen Königs August II. an das schwedische Königspaar Ulrika Eleonora und Frederik I. Die erste Übergabe beinhaltete ein Tee- und ein Schokoladenservice, ein „kleines Taffel-Service“ (drei Dutzend Teller, zwei Terrinen, vier Salatschüsseln und fünfzehn Platten) sowie zwei prachtvolle Vasengarnituren. Nach Beendigung des Großen Nordischen Kriegs und dem Abschluss des Friedensvertrags im Oktober 1732 war August der Starke daran interessiert, den skandinavischen Staat für sich zu gewinnen, zumal die Schweden weiterhin in Stanislaw Leszczynski den legitimen polnischen König sahen, nicht aber den 1709 wieder gewählten August II. Das üppige Staatsgeschenk traf erst am 29. Mai 1734 am schwedischen Hof ein, als August II. bereits über ein Jahr verstorben war. Doch sein Sohn August III. folgte ihm auch als König von Polen. Die mit dem Geschenk verbundene Absicht hatte also nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.
Die Gegengabe der schwedischen Königin Ulrika Eleonora und ihres Gemahls Frederik (in Personalunion als Friedrich gleichzeitig Landgraf von Hessen-Kassel) erreichte bedeutend früher den sächsischen Hof. Schon kurz nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags, am 18. November 1732, kamen „Kästen“ (Käfige?) mit zwei Löwen, zwei Tigern und einer „indianischen“ Wildkatze für Augustus berühmte Ménagerie aus Lübeck im königlichen Löwenhaus in Dresden an.

Literaturhinweise

Eine Tabatière mit dem Wappen bei Pietsch, Passion for Meissen. Sammlung Said und Roswitha Marouf, Stuttgart 2010, Nr. 75.
S.a. Ljungström, Sweden, Hesse-Cassel, and Meissen: The Fragile Peace, in: Cassidy-Geiger (Hg), Fragile Diplomacy. Meissen Porcelain for European Courts ca. 1710 - 63, New Haven-London 2007, S. 257 ff. Dort u.a. der berühmte fünfteilige Vasenaufsatz mit der zentralen Wappenvase in der Sammlung des Nationalmuseum Stockholm (Inv. Nr. NMK 125/1940) und einige weitere Stücke des Wappenservices aus der königlichen Sammlung Stockholm.
Zum Modell Marseille s. Boltz, Japanisches Palais-Inventar 1770 und Turmzimmer-Inventar 1769, in: Keramos 153/1996.Abb. 53.