Koppchen und Untertasse in "émail de Saxe" - image-1
Koppchen und Untertasse in "émail de Saxe" - image-2
Koppchen und Untertasse in "émail de Saxe" - image-3
Koppchen und Untertasse in "émail de Saxe" - image-4
Koppchen und Untertasse in "émail de Saxe" - image-1Koppchen und Untertasse in "émail de Saxe" - image-2Koppchen und Untertasse in "émail de Saxe" - image-3Koppchen und Untertasse in "émail de Saxe" - image-4

Lot 1181 Dα

Koppchen und Untertasse in "émail de Saxe"

Auktion 1159 - Übersicht Köln
13.11.2020, 09:30 - Kunstgewerbe inkl. Sammlung Renate und Tono Dreßen
Schätzpreis: 15.000 € - 20.000 €
Ergebnis: 18.750 € (inkl. Aufgeld)

Koppchen und Untertasse in "émail de Saxe"

Farbiges Maleremail und Goldrelief auf Kupfer, Vergoldung. Zweischalige Konstruktion. Auf den Außenseiten je drei goldene Vierpassreserven mit Blatt- und Rocaillenreliefs um fein gemalte Kauffahrteiszenen, dazwischen kleinere Felder mit Gitterdekoren, darüber Blumengebinde an blauen Schleifen. Innenschale komplett vergoldet. Auf dem Boden der UT optisch dreidimensionales Gitterwerk. Ohne Marke. Koppchen H 4,34, D 7,3, UT D 11,6 cm.
Berlin, Werkstatt Pierre und Alexander Fromery, der Dekor Christian Friedrich Herold, zugeschrieben.

Eines der berühmtesten Berliner Luxusprodukte des 18. Jahrhunderts war das sogenannte "émail de Saxe". Die Erfindung dieses speziellen Maleremails geht auf den gebürtigen Franzose Pierre Fromery (1655 - 1738) zurück, der zusätzlich als Hofwaffenschmied tätig war. In seiner Galanteriewarenfirma arbeitete ein begabter junger Berliner als Emailmaler, und zwar der um 1700 geborene Christian Friedrich Herold. Dieser heuerte 1725 als Geselle auf der prestigeträchtigen neuen Malerstube der Meißener Manufaktur bei Johann Gregorius Hoeroldt an und wurde dort schon am 8. Januar 1726 als Porzellanmaler übernommen. Sein Schwerpunkt war zunächst das von Hoeroldt festgelegte Repertoire „Feine Japp.[anische] Figuren und Landschafften“. Zeitgleich entwickelte er ein eigenes Sujet, in dem er sich spezialisierte, nämlich die sogenannten „Kauffahrteiszenen“, Handelsszenen aus den südeuropäischen Hafenstädten, die auch auf diesem Koppchen und der Untertasse abgebildet sind. Das Thema war naheliegend: Meißen produzierte zahlreiche Kaffee-, Tee- und Schokoladenservice für den europäischen Hochadel, und die Zutaten für diese Getränke wurden aus den Kolonien über den Seeweg nach Europa gebracht.
Neben seinem Engagement in Meißen hat Christian Friedrich Herold weiterhin für Pierre und, nach dessen Tod, für seinen Sohn Alexander Fromery produziert. Das belegt der Rapport einer Hausdurchsuchung vom Januar 1737, bei der man Kupferemailarbeiten in seiner Meißener Wohnung fand. Im Jahr 1744 wurde er sogar wegen des Diebstahls von Purpur, das er für die Bemalung von Dosen benötigte, mit vier Wochen Gefängnis bestraft.
Der Begriff „émail de Saxe“ wurde vielleicht in Frankreich für diese Produkte geprägt, vielleicht geht er aber zurück auf den Franzosen Pierre Fromery oder seinen sehr geschäftstüchtigen Sohne Alexander, aber die Berechtigung für diese Bezeichnung verdankte die Firma Fromery Christian Friedrich Herold.

Provenienz

1993 erworben bei Hans H. Mischell, Köln.
Westfälische Privatsammlung.

Literaturhinweise

Zum "Email de Saxe" s. Weinhold, Emailmalerei an Augsburger Goldschmiedearbeiten von 1650 - 1750, München-Berlin 2000, S. 157 ff., Kat. Nr. 146 f.
Ein gleiches Koppchen mit Unterschale ehemals Sammlung Margarete Oppenheim (verst. Julius Böhler, München, vom 18. - 20. Mai 1936, Lot 559, Taf. 42, damals für 400 Reichsmark verkauft).
Ein weiteres gleiches Koppchen mit Unterschale in der Sammlung The Metropolitan Museum of Art New York, acc. no. 64.101.393, 394 (bei Hackenbroch, Meissen and other Continental Porcelain. The Collection of Irwin Untermyer, Cambridge 1956, fig. 234).
Zu Herold S. Rückert, Biographische Daten der Meißner Manufakturisten des 18. Jahrhunderts, München 1990, S. 156 f.