Mariotto Albertinelli - Gottvater segnend, umgeben von Engeln - image-1

Lot 2006 Dα

Mariotto Albertinelli - Gottvater segnend, umgeben von Engeln

Auktion 1160 - Übersicht Köln
14.11.2020, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 50.000 €

Mariotto Albertinelli

Gottvater segnend, umgeben von Engeln

Öl auf Holz. 86,5 x 181 cm.

Wie Professor Carlo Falciani in einer schriftlichen Mitteilung an den Eigentümer (1. Oktober 2012) bestätigte, kann die Lünette vollständig Mariotto Albertinelli zugeschrieben werden und muss zwischen 1509 und 1513 datiert werden, als der Künstler mit Fra Bartolomeo zusammenarbeitete.
Das Werk steht stilistisch und ikonografisch in enger Beziehung zu einer Reihe von Altarbildern von Mariotto aus denselben Jahren. Hierzu lässt sich als Vergleich die Darstellung der Dreifaltigkeit aufzeigen, die um 1510 für den Altar der Kirche San Giuliano in Florenz geschaffen wurde, sowie der obere Teil der Verkündigung mit Gottvater, signiert und datiert "1510 Mariocti Florenti Opus", ausgeführt für den Hauptaltar der Compagnia di San Zanobi in der Canonica di Santa Maria del Fiori.
Die direkte ikonographische Quelle für die vorliegende Lünette scheint jedoch das Altarbild von Fra Bartolomeo aus dem Jahr 1509 zu sein, das sich heute im Museum der Villa Guinigi in Lucca befindet und den Ewigen Vater zwischen den Heiligen Maria Magdalena und Katharina darstellt. Besonders auffallend ist der Vergleich mit der Figur des Gottvaters, der das Buch mit Alpha und Omega auf seinem Knie hält, den rechten Arm segnend erhoben. Mariotto Albertinelli übernimmt in der Tat die Figur des Fra Bartolomeo, indem er den gleichen strengen Gesichtsausdruck wiedergibt und der Monumentalität des Dargestellten eine gewisse dramatische Andeutung hinzufügt, die für sein Werk typisch ist.
Wenn Zuschreibung und Datierung keinen problematischen Aspekt dieses Gemäldes darstellen, bleibt noch die Frage offen, zu welchem Altarbild die Lünette gehört: Es könnte sich um ein Werk von Albertinelli oder von Fra Bartolomeo handeln, denn bekanntlich teilten sich die beiden manchmal die Ausführung verschiedener Teile desselben Auftrags, wie zum Beispiel bei dem von Ferry Carondelet in Auftrag gegebenen Werk der Kathedrale von Besançon, wofür beide Maler zwischen 1511 und 1513 ihren Lohn erhielten. Die Haupttafel von Fra Bartolomeo wurde von einer Lünette von Mariotto überragt, die sich heute in Stuttgart befindet.
Unter den Werken, die während der Zusammenarbeit der Künstler ausgeführt wurden, stimmt das Altarbild der thronenden Madonna mit dem Kind, St. Peter und Paul in der Kirche Santa Caterina di Pisa, für das Fra Bartolomeo und Albertinelli 1511 bezahlt wurden, mit den Maßen der heutigen Lünette überein. Die Haupttafel misst 200 x 180 cm, und im Buch San Marco ist eine Zahlung an beide Maler vermerkt, "von unserem Maler Fra Bartolomeo und seinem Partner Mariotto, um am 3. Oktober sieben große Goldgulden in Gold von Mariotto für sie zu bezahlen, denn ein Teil der dreißig Dukaten mussten nach Pisa für die Tafel ... Michele Mastiani" ["da Fra Bartolomeo nostro dipintore e Mariotto suo compagno a dì 3 ottobre, fiorini siete larghi d'oro in oro, per loro da Mariotto, per parte de ducati trenta ebbe da Pisa per la tavola di ... Michele Mastiani"] .
Doch trotz der Bezahlung, an der beide Künstler beteiligt waren, entspricht die Tafel von Pisa, die 1615 durch einen Brand schwer beschädigt wurde und nun wieder in einen nach diesem Datum errichteten Altar eingefügt wurde, nur dem Stil von Fra Bartolomeo. Die Maße des Stücks stimmen perfekt mit denen der heutigen Lünette überein. Eine Analogie lässt sich auch in der Ikonographie und Komposition erkennen, wobei sich der Akt des Vaters in dem des segnenden Christuskindes widerspiegelt. Sind die beiden Tafeln als Teile desselben Auftrags zu sehen?
Wie im Fall des Auftrags für Besançon könnte sich die Zahlung an beide Maler auf zwei verschiedene Teile desselben Altarbildes beziehen. Obwohl die Verbindung zum Altar von Pisa plausibel und suggestiv ist, wird sie bis zum Vorliegen weiterer dokumentarischer Beweise nur hypothetisch bleiben.
Wir danken Prof. Carlo Falciani, auf dessen Aufsatz dieser Katalogeintrag weitgehend beruht.

Provenienz

Europäische Privatsammlung.