Lot 2026 Rα

Adam Willaerts wurde 1577 in London geboren und nicht in Antwerpen, wie in der älteren Literatur zu lesen ist. Seine Eltern waren aus religiösen Gründen von Antwerpen nach London geflohen. Später siedelten sie sich im holländischen Leiden an. Adam Willaerts, schon als Maler ausgebildet, ließ sich 1597 in Utrecht nieder, wo er bis zu seinem Tode 1664 lebte. Er zählt in den Niederlanden zu den bedeutendsten frühen Marinemalern. Nicht nur ein brillanter Kolorist, sondern auch ein phantasievoller Erzähler begann Adam Willaerts in den 1620er Jahren auch biblische Sujets in seine Küstenlandschaften zu integrieren, wie das auf unserem Gemälde der Fall ist.
Jesus steht in seinem roten Mantel auf dem Bug eines Fischerbootes, und obwohl er das vordergründige Sujet des Gemäldes ist, wird unser Auge durch die vielen anderen Figuren in der Komposition abgelenkt - z. B. die Fischer, die ihren Fang auslegen, die Gruppe der drei Afrikaner und die der fantastisch gekleideten Reiter. Indem Willaerts die biblische Geschichte in einem derartigen zeitgenössischen Rahmen stellt, beispielsweise einige Figuren in Gewänder im Stil der Zeit Christi kleidet, während andere Gewänder des 17. Jahrhunderts tragen, führt er seinem Publikum die aktuelle Relevanz der biblischen Geschichte vor Augen. (Die Szene illustriert Matt. 14:34-36). Einen weiteren Hinweis auf das Hier und Jetzt gibt uns der Maler auch noch im Hintergrund des Bildes, denn das moderne Kriegsschiff ist eine beiläufige, aber auch eindeutige Bemerkung zu seiner Zeit, als sich nämlich die Vorherrschaft der holländischen Seeflotte auf ihrem Höhepunkt befand.
Bei seiner Versteigerung 2007 wurde unser Bild als Werk von Abraham Willaerts (1603-1669) angeboten, einer der Söhne Adams. Im RKD, wo es unter der Nummer 213409 geführt wird, ist es jedoch als eindeutiges Werk von Adam Willaerts identifiziert.