Lot 2048 D α

Jacob van Ruisdael - Landschaft mit Wasserfall

Auktion 1160 - Übersicht Köln
14.11.2020, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 70.000 € - 90.000 €

Jacob van Ruisdael

Landschaft mit Wasserfall

Öl auf Leinwand (doubliert). 101 x 86,5 cm.
Signiert unten links: vRuisdael.

„Er malte heimatliche und fremde Landschaften, besonders solche, in denen Wassermengen von einem Felsen zum anderen strömen und mit lautem Geräusch ins Tal fließen (…) Er konnte stürzendes und schäumendes Wasser so natürlich und klar malen, dass es wie echtes Wasser aussah,“ so Arnold Houbraken über Jakob van Ruisdaels Landschaften. Die naturgetreue Wiedergabe der Szenerie in Ruisdaels Landschaftsbildern ermöglicht dem Betrachter also ein synästhetisches Erlebnis, er sieht die Natur nicht nur, er meint auch, ihre Geräusche und Laute zu vernehmen und meint, in die Landschaft einzutauchen. Das Lob des Kunsthistoriografen des frühen 18. Jahrhundert verdeutlicht nicht nur die Stellung Jakob van Ruisdaels in der Geschichte der holländischen Landschaftsmalerei; es zeigt auch die Bedeutung der Darstellung von Wasserfällen in Ruisdaels Œuvre - tatsächlich stellen sie die größte Werkgruppe des Künstlers dar (Slive, op. cit., S. 152).
Was Houbraken meint, wird in dieser großformatigen Landschaft deutlich: Ruisdael lässt das Wasser frontal auf den Betrachter zuströmen, vorbei an großen und kleinen Felsen, an denen sich der Strom bricht. Wie überzeugend - und dabei ökonomisch - Ruisdael die Landschaft gestaltet, verdeutlich ein Element: Genau im Bildzentrum platziert er auf einem Hügel in der Ferne eine Burg, so dass der nächste und der entfernteste Punkt im Bild, das Wasser im Vordergrund und die Burg in der Ferne, auf der Mittelachse liegen und so die Weite der Landschaft erfahrbar wird.
Jakob van Ruisdael begann in den späten 1650er Jahren, Landschaften mit Wasserfällen zu malen, wohl angeregt von Allart van Everdingen, der mit skandinavischen Landschaften Erfolge in Amsterdam feierte. So erklärt sich auch, dass diese Landschaft lange Zeit für ein Werk van Everdingens gehalten worden ist.

Provenienz

Prinz René de Bourbon-Parme. – Slg. Lennert Hijne, Saltsöbden, Schweden. - Auktion Bukowski´s, Stockholm, 30.10.-1.11.1990, Lot 245 (als Allart van Everdingen). – Auktion Bukowski´s, Stockholm, 7.12.2018, Lot 428 (als Allart van Everdingen). – Privatsammlung, Vereinigte Staaten.

Literaturhinweise

Alice Davies, Allart van Everdingen, Diss. Michigan 1973, New York 1978, S. 216-218, Abb. 276. – Alice Davies, Allart van Everdingen 1621-1675, First Painter of Scandinavian Landscape, Catalogue Raisonné, Doornspijk 2001, Abb. 196 (als Jacob van Ruisdael). - Seymour Slive, Jacob van Ruisdael: A Complete Catalogue of His Paintings, Drawings, and Etchings, New Haven u. London 2001, S. 237, Nr. 283.

Ausstellung

Nationalmuseum Stockholm, Holländska mästare i Svensk ägo (Holländische Meister in schwedischen Sammlungen), Stockholm 1967, Nr. 48.