Pietro Francesco Gianoli - David mit dem Haupt des Goliath - image-1

Lot 2058 Dα

Pietro Francesco Gianoli - David mit dem Haupt des Goliath

Auktion 1160 - Übersicht Köln
14.11.2020, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 50.000 €

Pietro Francesco Gianoli

David mit dem Haupt des Goliath

Öl auf Leinwand (doubliert). 150 x 104 cm.

Wie Marco Tanzi bemerkt, ist das vorliegende Gemälde eine Hommage an den berühmten David mit dem Kopf des Goliath von Tanzio da Varallo, ausgeführt von Pier Francesco Gianoli (circa 1660-1670). Das Werk zeigt jedoch erhebliche Abweichungen gegenüber dem berühmten Original. Gianolis Leinwand ist größer als der Prototyp, und vor allem die Komposition unterscheidet sich in der Beziehung zwischen Figuren und Raum. Andere offensichtliche Unterschiede lassen sich in der Farbauswahl, in den Details der Kostüme sowie im Ausdruck von David feststellen, der in Gianolis Version dramatischer ist.
Die Arbeit weist Ähnlichkeiten mit anderen Beispielen von Gianoli auf: Der gigantische Kopf des Goliath ähnelt stark einigen der Figuren, die in Werken für die Bruderschaft von Santa Marta in Varallo dargestellt sind, von Gianoli zwischen 1668 und 1671 ausgeführt. Die Figur in der Mitte der Begleitung der Verurteilten (Inv. 715) und die beiden am linken Rand der Prozession (Inv. 714) sind eng mit dem Kopf unseres Riesen verwandt. Darüber hinaus gibt es Ähnlichkeiten zwischen Davids Gesichtszügen und einem Selbstporträt als Heiliger Jakob (Marseille, Kunstmarkt) sowie einem Selbstporträt als Pilger in der XXXII. Kapelle von Sacro Monte in Varallo (1655): die Darstellung der eher geschwollenen Augenlider, der kleinen fleischigen Lippen und der starken Nasenform stimmen überein.
Einige kürzlich entdeckte Dokumente eröffnen interessante Einblicke in die mögliche Herkunft unseres Gemäldes. Nach dem Tod des zehnten Marchese di Soncino (Mailand, 1818), Massimiliano Giuseppe Stampa, wurden zwei Inventare seiner Bildergalerie erstellt. In beiden Listen wird ein David erwähnt, der mit dem des Tanzio da Varallo verbunden ist: in einem Inventar wird das Gemälde als reine Kopie nach Tanzio bezeichnet, in dem anderen als eine Nachahmung des Werkes von Tanzio, aus der Schule von Daniele Crespi.
Unser Gemälde wird in die kommende Monographie von Filippo Maria Ferro über Tanzio da Varallo aufgenommen.

Zertifikat

Marco Tanzi, März 2020.

Provenienz

Möglicherweise Sammlung von Massimiliano VI. Giuseppe Stampa (1740-1818), X. Marchese di Soncino.