Antonio Domenico Gabbiani - Die Geburt der Jungfrau Maria - image-1

Lot 2070 Dα

Antonio Domenico Gabbiani - Die Geburt der Jungfrau Maria

Auktion 1160 - Übersicht Köln
14.11.2020, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 12.000 € - 15.000 €

Antonio Domenico Gabbiani

Die Geburt der Jungfrau Maria

Öl auf Leinwand. 145 x 203 cm.
Im Originalrahmen.

Francesca Baldassarri beschreibt das uns vorliegende, bisher unveröffentlichte Gemälde als ein spätes Meisterwerk des Florentiner Malers Domenico Gabbiani. Sie datiert die Leinwand in die ersten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts.
Als Schützling der Medici-Familie fand Gabbiani Ruhm und Gunst bei der Florentiner Aristokratie, arbeitete für die Corsini, Gerini, Incontri, Orlandini, Riccardi, Ridolfi, Rinuccini und wurde oft mit der Dekoration der noblen Stadtpaläste beauftragt. Nach einer Lehre in der Werkstatt von Valerio Spada arbeitete Gabbiani unter Justus Sustermann und Vincenzo Dandini, später (1673) zog er nach Rom. Dort studierte er unter der Leitung von Ciro Ferri und Ercole Ferrata an der von Cosimo III. de' Medici gegründeten Palazzo-Madama-Akademie und wurde zu einem der führenden Mitglieder der Institution. In diesen Jahren traf er auch Benedetto Luti, seinen ehemaligen Schüler, und den gefeierten Carlo Maratta. Als er später nach Venedig reiste, schloss er seine Studien bei Sebastiano Bombelli ab und wurde ein geschickter Porträtmaler.
Zurück in Florenz erhält er 1685 seinen ersten wichtigen öffentlichen Auftrag: das Altarbild mit der Verherrlichung des hl. Franz de Sales für die Kirche Santi Apostoli, wo der Künstler noch einen starken Einfluss von Vincenzo Dandini zeigte, vermischt mit dem römisch-orthodoxen "Cortonismo" von Ciro Ferri. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts entwickelte Gabbiani, den künstlerischen Vorlieben seines Mäzens Cosimo III. folgend, einen eleganten klassizistischen Stil, der sich durch einen hellen und leichten Pinselstrich in Richtung des beschwingten Settecento auszeichnet.
Das vorliegende Werk muss sicherlich in das späte Schaffen dieser Periode eingefügt werden: die Figuren sind harmonisch auf der Leinwand dargestellt, die Draperien klassisch wiedergegeben, die Farben gekonnt kontrapunktiert. Die zeichnerische Virtuosität spielt im vorliegenden Werk, wie im gesamten Oeuvre Gabbianis, eine zentrale Rolle. Wie der Kunsthistoriker Luigi Lanzi berichtet, galt Gabbiani als einer der geschicktesten Zeichner seiner Zeit. Zur Untermauerung der vorgeschlagenen Datierung vergleicht Baldassarri die Geburt der Jungfrau Maria mit der Darstellung im Tempel des Museo Civico von Pistoia, die 1719 ausgeführt wurde. Obwohl dokumentarische Beweise für das Stück fehlen, muss man annehmen, dass es von einer der oben erwähnten toskanischen Adelsfamilien in Auftrag gegeben wurde.
Wir danken Dr. Francesca Baldassarri, da dieser Katalogeintrag weitgehend auf ihrem Essay beruht.

Zertifikat

Francesca Baldassarri, 7.2.2014.

Provenienz

Europäische Privatsammlung.